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Welthirntumortag – vielversprechende Therapiefortschritte

Chemo- und Strahlentherapie von Hirntumoren haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert. Insbesondere die millimetergenaue und dreidimensionale Protonenbestrahlung zur Behandlung des sogenannten Glioblastoms, des häufigsten und bösartigsten Hirntumors, bedeutet einen deutlichen Therapiefortschritt. Vielversprechend sind auch neue Ansätze von maßgeschneiderten Immuntherapien, die darauf abzielen, die Tumorzellen „auszutricksen“. Hoffnung für die Betroffenen zum Welthirntumortag am 8. Juni 2024!

Eine frühe OP begünstigt die Prognose. (Foto: ©BPI/Oakland Images)

Hirntumore – ein kurzer Überblick

Jährlich erkranken in Deutschland rund 8.000 Menschen neu an unterschiedlichen Hirntumoren. Insgesamt machen sie hierzulande zirka zwei Prozent aller Krebserkrankungen aus. „Sogenannte primäre Tumore im Gehirn entwickeln sich aus Zellen der Gehirnsubstanz selbst oder aus der Hirnhaut, sekundär genannte dagegen aus Metastasen anderer Tumorerkrankungen im Körper“, sagt Innovationsexperte Dr. Pablo Serrano vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) e.V. Die am häufigsten auftretenden primären Hirntumore sind die sogenannten Gliome. Sie entstehen aus den Gliazellen, dem Stützgewebe des Gehirns. Ein Gehirntumor kann prinzipiell in jedem Alter entstehen. Am häufigsten sind jedoch Menschen ab dem 40. Lebensjahr betroffen.


Erhebliche Therapiefortschritte

Die Behandlungsmethode richtet sich nach Art, Größe und Lage des Tumors. In Frage kommen Operation, Chemotherapie, Bestrahlung und/oder Immuntherapie, die einzeln oder in Kombination erfolgen. Doch nicht alle Hirntumore müssen therapiert werden. Die oft bei älteren Menschen auftretenden Meningeome etwa, die in der Regel gutartig sind, werden nur behandelt, wenn sie wachsen. Können diese vollständig chirurgisch entfernt werden, ist in etwa 90 Prozent der Fälle eine Heilung möglich. „Insgesamt haben sich Chemo- und Strahlentherapie in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert“, erklärt BPI-Experte Serrano. „So kann zum Beispiel das Medulloblastom, ein bösartiger Hirntumor bei Kleinkindern, häufig mittels einer Operation sowie anschließender Strahlen- und Chemotherapie in der Regel geheilt werden. Häufig heißt, dass etwa 80 Prozent der Kinder mit einem Medulloblastom mit mittlerem Risiko nach einer Operation, Bestrahlung und Chemotherapie nach fünf Jahren tumorfrei sind. In den 1960er-Jahren bedeutete dieser Tumor noch den sicheren Tod.“


Seltene Hirntumore: Frühzeitige OP begünstigt Prognose

Zu den seltenen Hirntumoren gehören unter anderem die sogenannten Oligodendrogliom. Sie machen 1,3 Prozent der hirneigenen Tumore aus. Zu ihnen zählen gut- und bösartige Formen. Sie wachsen zwar langsam, aber stetig über Jahre oder gar Jahrzehnte. Die Gefahr: Die Tumore können sich bösartig verändern und aggressiv weiterwachsen. Wie bei allen Hirntumoren führen zunehmende Zellveränderungen zu einem ungehemmten Wachstum. Zu den Ursachen gehören zum Beispiel genetische Faktoren, Viren, Entzündungen und viele andere Mechanismen. Während man früher eine Operation hinausgezögert hat, weiß man heute, dass sich dadurch das Risiko erhöht, dass der Tumor entartet, also bösartig wird. Betroffen sind vor allem junge Erwachsene im Alter von 35 bis 45 Jahren. „Vor der operativen Entfernung werden auch bei diesen Hirntumoren meist Medikamente zur Senkung des Schädelinnendrucks gegeben“, erläutert Serrano. Da sich Oligodendrogliome diffus im gesunden Hirngewebe ausbreiten, können sie chirurgisch nicht komplett entfernt werden. Deswegen wird die Operation bei Bedarf durch Chemotherapie und Bestrahlung ergänzt.


Hochpräzise Protonentherapie

Der häufigste und bösartigste Tumor im Gehirn ist das sogenannte Glioblastom. Er macht 15,1 Prozent der hirneigenen Tumore aus. Das Problem: Trotz Operation, Strahlen- und Chemotherapie sowie nachfolgender Erhaltungschemotherapie, um möglichst alle Tumorzellen abzutöten, entstehen Glioblastome fast immer erneut. Ein modernes Verfahren zur Behandlung dieser gefährlichen Gliome ist die Protonenbestrahlung, die sich im Gegensatz zur herkömmlichen Strahlentherapie mit Photonen millimetergenau auf das Tumorgewebe ausrichten lässt. Mittels sogenanntem Pencil-Beam-Scanning (PBC) ist es sogar möglich, den Tumor dreidimensional mit einem sehr dünnen Protonenstrahl wie mit einem spitzen Bleistift Punkt für Punkt und Schicht für Schicht „auszumalen“. „Auf diese Weise wird das umliegende gesunde Gewebe im Kopf- und Schädelbasisbereich maximal geschont“, so der BPI-Experte. „Aufgrund der reduzierten Nebenwirkungen verbessern sich die Tumorheilung und langfristige Lebensqualität.“


Mit Immuntherapien den Tumor „austricksen“

Einen Fokus legt die Forschung derzeit in diversen Studien auf verschiedene immuntherapeutische Ansätze, um das bedrohliche Glioblastom zu behandeln. Da dieser Hirntumor die Fähigkeit hat, sein Umgebungsmilieu sehr stark zu verändern, um sich vor dem Immunsystem zu verstecken und ihm auszuweichen, muss man ihn gewissermaßen „austricksen“ oder „demaskieren“. „Ein vielversprechender Ansatz ist dabei die therapeutische Impfung mit spezifischen Zellbestandteilen der zu bekämpfenden Krebszellen (sogenannte Tumorantigenen), die lokal eine massive Immunantwort auslösen, um die bösartigen Zellen anzugreifen“, berichtet Serrano.


Hoffnung auf eine nachhaltige Behandlung

Eine weitere Behandlungsoption, die derzeit in Studien erforscht wird: Patienten wird nach der Standardtherapie neben einem bestimmten Chemotherapeutikum außerdem ein Wirkstoff verabreicht, der dafür sorgt, dass sich in den Tumorzellen verstärkt TNF anreichert. TNF steht für Tumornekrosefaktor. Das ist ein Botenstoff, der Krebszellen bekämpft, unter anderem, indem er den sogenannten Zelltod auslöst. Er treibt sie sozusagen in den „Selbstmord“. Das Problem: Glioblastomzellen sind resistent gegenüber TNF. In der Forschung versucht man nun, die Tumorzellen empfänglicher für den Botenstoff zu machen, unter anderem durch eine Kombination mit dem Chemotherapeutikum Temozolomid. Serrano: „Wie hoffnungsvoll dieser Behandlungsansatz ist, müssen klinische Studien in den kommenden Jahren zeigen.“


Hinweis: Die Verwendung des Fotos ist unter der Quellenangabe BPI/Shutterstock_Oakland Images und in Verbindung mit der Pressemeldung honorarfrei.

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) vertritt das breite Spektrum der pharmazeutischen Industrie auf nationaler und internationaler Ebene. Rund 260 Unternehmen haben sich im BPI zusammengeschlossen.

Kontakt: Andreas Aumann (Pressesprecher), Tel. 030 27909-123, aaumann@bpi.de