Sie sehen oft aus wie Pilze: Polypen im Darm – entdeckt bei einer Darmspiegelung. Diese Schleimhautwucherungen sind meistens harmlos, doch manchmal können sie entarten. Langsam, über viele Jahre hinweg und meist ohne jegliche Beschwerden kann sich aus Polypen im Darm ein bösartiger Tumor entwickeln.
Darmkrebs ist bei Frauen die zweit- und bei Männern die dritthäufigste Krebsart. Jedes Jahr erkranken 24.000 Frauen erstmals daran, beim männlichen Geschlecht sind es sogar 30.000.
Darmspiegelung: Rechtzeitig vorbeugen
Die meisten Tumore entstehen im Dickdarm oder Enddarm, also in den beiden letzten Abschnitten des Verdauungssystems –, sehr selten im Dünndarm. Das Risiko steigt mit dem Alter. Deshalb gilt ab dem 50. Lebensjahr für Männer und ab dem 55. Lebensjahr für Frauen die Darmspiegelung als wichtige Vorsorgemaßnahme: „Entdeckt die Ärztin oder der Arzt dabei Polypen, können sie diese direkt entfernen und damit einer Krebsentstehung bestenfalls vorbeugen“, sagt Serrano. „Sehr frühe Krebsstadien können also sofortbehandelt werden.“
Operation: oft minimal-invasiv
Die Operation (OP) ist eine wichtige Säule in der Therapie von Darmkrebs. Das Tumorgewebe lässt sich dabei oft vollständig entfernen. Bei Krebs im Enddarm bleibt der Schließmuskel dabei meistens erhalten, sodass kein künstlicher Darmausgang notwendig ist. Oft ist es möglich, mittels minimalinvasiver Chirurgie zu operieren – auch Schlüsselloch-Chirurgie genannt –, ohne großen Bauchschnitt. Bei vielen Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs ergänzen eine Chemotherapie oder Bestrahlung die Operation – meistens nach der OP, um einem Rückfall vorzubeugen, manchmal aber auch schon vor der OP, um den Tumor oder die Tumore zu verkleinern.
Neue Arzneimittel: Tumorzellen ausbremsen und aushungern
In den letzten Jahren entstanden immer mehr neue Therapiemöglichkeiten bei fortgeschrittenem Darmkrebs. „Inzwischen konnten Wissenschaftler herausfinden, wie die Tumorzellen es schaffen zu wachsen, sich zu vermehren und dabei das Immunsystem auszutricksen“, berichtet der BPI-Experte. So gibt es beispielsweise auf der Oberfläche der Zellen Strukturen, die Wachstumssignale an die Zellen vermitteln. „Pharmazeutische Unternehmen entwickeln daher Arzneimittel, die nun ganz gezielt diese Signale blockieren können und damit das Wachstum der Tumorzellen ausbremsen“, erklärt Serrano.
Zudem bilden Tumorzellen Wachstumsfaktoren, die eine Neubildung von Blutgefäßen anregen. Denn wachsende Tumore brauchen eine eigene Versorgung mit Blutgefäßen. „Bestimmte Arzneimittel hemmen diesen Vorgang, sodass die Tumorzellen regelrecht aushungern“, erklärt Serrano. „Und auch innerhalb einer Tumorzelle gibt es überaktive Signalwege, die für Wachstum und Vermehrung sorgen. Diese Vorgänge können wiederum andere neue Arzneimittel gezielt unterbrechen“, ergänzt Serrano.
Bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs, der eventuell schon in Lunge oder Leber gestreut hat, können diese sogenannten zielgerichteten Therapien die Krankheit unter Kontrolle bringen. Die Arzneimittel werden meistens ergänzend zur Chemotherapie verabreicht.
Immuntherapie mit Checkpoint-Hemmern
Zudem kommen Immuntherapien bei fortgeschrittenem Darmkrebs zum Einsatz: „Durch eine Infusion mit sogenannten Checkpoint-Hemmern soll das Immunsystem des Patienten so angeregt werden, dass es die Tumorzellen aus eigener Kraft bekämpfen kann. Sogenannte Immun-Checkpoints sind Kontrollpunkte, die die eigene Immunabwehr dämpfen. Die tückischen Tumorzellen aktivieren diese Checkpoints, indem sie bestimmte Eiweiße bilden, sodass das Immunsystem heruntergefahren wird. Checkpoint-Hemmer wiederum schalten diese Eiweiße aus. Die Immunabwehr wird nicht weiter blockiert, der Tumor ist dadurch demaskiert und wird vom körpereigenen Abwehrsystem angegriffen“, erläutert Serrano.
300 zertifizierte Darmkrebszentren
An den rund 300 Darmkrebszentren in Deutschland, die von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert sind, werden die Tumorzellen dann genau untersucht und ein auf den Patienten und den jeweiligen Tumor abgestimmte Therapie eingeleitet. Dank pharmazeutischer Forschung und der breiten Palette an Therapiemöglichkeiten – von zielgerichteten Arzneimitteln über Immuntherapien – kann sich die Lebensqualität der meist schwer Erkrankten verbessern. Beschwerden gehen zurück, und selbst eine Heilung ist nicht ausgeschlossen.
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