Die pharmazeutische Industrie unterstützt den Green Deal und das Ziel, Umwelt und Menschen zu schützen. Jedoch muss die Aufteilung der damit verbundenen Belastungen nachvollziehbar sein. Die Pharmaverbände begrüßen, dass sich die Bundesregierung im Rahmen der Trilogverhandlungen erfolgreich für die Option einer nationalen öffentlichen Kofinanzierung von 20 Prozent für die Modernisierung der kommunalen Kläranlagen eingesetzt hat. Auch so bleibt die Verteilung jedoch unausgewogen, sollen doch die verbliebenen Kosten ausschließlich bei Herstellern von Humanarzneimitteln und Kosmetika eingetrieben werden. Dabei stammen die zu entfernenden Verunreinigungen auch aus anderen Bereichen, etwa aus Pflanzenschutz- oder Reinigungsmitteln oder aus dem Verkehr. Und die Arzneistoffe gelangen größtenteils nicht durch die Hersteller ins Wasser, sondern durch die Ausscheidungen von Patient:innen, die auf die Medikamente angewiesen sind. Die medizinische Versorgung ist jedoch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die dementsprechend auch finanziell gesellschaftlich mitgetragen werden muss.
Die anstehende nationale Implementierung der Richtlinie bis 2026 sollte all das berücksichtigen und den in der Richtlinie eröffneten Spielraum dazu nutzen, die Kosten besser zu verteilen.
Rückschritt für die Versorgungs- und Wirtschaftspolitik
Die Politik bleibt widersprüchlich: Sowohl die EU als auch die Bundesregierung bekunden, die Pharmaindustrie in der EU beziehungsweise hierzulande stärken und die Arzneimittelverfügbarkeit verbessern zu wollen – für Versorgungssicherheit und wirtschaftliches Wachstum. Der von der novellierten Kommunalabwasser-Richtlinie ausgehende Kostendruck droht aber, genau das Gegenteil zu bewirken, können doch Arzneimittelhersteller zumeist Kosten nicht an die Abnehmer weitergeben. Und da Generika-Hersteller rund 80 Prozent der Arzneimittel liefern, werden gerade sie besonders belastet, obwohl sie in einem Marktsegment mit besonders engem finanziellen Spielraum operieren.
Kontakt:
Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH)
Hannes Hönemann, Tel. 030 3087596-138, hoenemann@bah-bonn.de
Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI)
Andreas Aumann, Tel. 030 279 09 123, aaumann@bpi.de
Pro Generika e.V.
Anna Steinbach, Tel 030 8161609-60, steinbach@progenerika.de
Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa)
Dr. Rolf Hömke, Tel. 030 20604-204, r.hoemke@vfa.de