News-Details

Stimmungsbarometer zum Einfluss des E-Rezepts auf den OTC-Markt

Die Einführung des E-Rezepts markiert einen bedeutenden Wandel in der Arzneimittelabgabe in Deutschland. E-Rezepte können mittels Gematik-App, Ausdruck, elektronischer Gesundheitskarte (eGK) in der Vor-Ort-Apotheke aber auch über Versandapotheken eingelöst werden. In Summe sind bereits bis Mitte Dezember 2024 mehr als 515 Millionen E-Rezepte eingelöst worden.

Gemeinsam haben der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V. (BPI) und die LOGE8 eine umfassende Befragung unter OTC-Herstellern, Apotheken und Konsumentinnen und Konsumenten durchgeführt. Ziel der Befragungen war es, herauszufinden, inwieweit das E-Rezept den Einkauf nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel der Selbstmedikation (OTC) verändert. Um Effekte rechtzeitig erkennen zu können, soll die Umfrage im kommenden Jahr wiederholt werden.

Anja Klauke, BPI-Geschäftsfeldleiterin Selbstmedikation: „Wir gehen davon aus, dass das E-Rezept auch eine Verschiebung des OTC-Kaufes mit sich bringt. Um für unsere Mitglieder Strategien ableiten zu können, haben wir diese Untersuchung aufgesetzt, die wir in 2025 erneut durchführen wollen.“ 

 

Studiendesign 

Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich vom 1. Juli bis zum 26. August 2024. Um die verschiedenen Marktsegmente zu beleuchten, wurden drei verschiedene Stakeholder befragt: 58 OTC-Hersteller wurden mittels einer Online-Befragung einbezogen. Parallel dazu wurden 222 Apotheken telefonisch befragt, um spezifische Informationen und Einschätzungen aus dem stationären Handel zu erheben. Ergänzend dazu nahmen 1.284 Konsumentinnen und Konsumenten an der Online-Befragung teil, um das Verbraucherverhalten und die Präferenzen im OTC-Bereich zu untersuchen. 

Adam Faßbender, stellvertretender BPI-Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der Amplumed GmbH: „Rund 77 Prozent des OTC-Geschäfts laufen über die Apotheke vor Ort. Die Apotheke ist unser wichtigster Partner. Umso interessanter ist es für uns, dass bei dieser Befragung an Hersteller, Apotheker und Konsumenten die Antworten teilweise stark voneinander abweichen. Es lohnt sich immer, das Gegenüber genauer kennenzulernen.“ 

Dr. Vanessa Conin-Ohnsorge, Geschäftsführerin IDV GmbH Bodenheim und Mitglied der LOGE8: „Wir wollen die unterschiedlichen Perspektiven zusammenbringen. Was denken Konsumenten, was denken Apotheken und was denken Hersteller, wie das E-Rezept das Kaufverhalten von verschreibungsfreien Arzneimitteln beeinflussen wird. Wir werden dieses Stimmungsbild laufend aufmerksam verfolgen.“ 

 

Kernaussagen der Befragung im Überblick 

Kernaussage 1: Warum der Kunde sein E-Rezept in einer Versandapotheke einlöst: Das Haus nicht verlassen, und Vorteile bei Zusatzkäufen 

Der Hauptgrund für Konsumenten, ihr E-Rezept bei einer Versandapotheke einzulösen, ist das Argument nicht aus dem Haus zu müssen. Dass bei dieser Gelegenheit gleich verschreibungsfreie Arzneimittel versandkostenfrei mitbestellt werden können, ist der zweite Top-Grund für das Einlösen des E-Rezepts in einer Versandapotheke. OTC-Hersteller kennen ihre Konsumenten offenbar sehr gut und sehen das ähnlich. Apotheken hingegen haben das Argument, dass der Kunden nicht aus dem Haus muss, niedriger bewertet. Sie denken, der Bonus wäre das Hauptargument! 

 

Kernaussage 2: Warum der Kunde mit dem E-Rezept in die Vor-Ort-Apotheke geht: Weil man sich kennt 

Der Kunde löst sein E-Rezept in der Vor-Ort Apotheke ein, weil er das Apothekenteam kennt und gute Beratung zu Arzneimitteln und Gesundheitsfragen erhält. OTC-Hersteller denken zwar, dass der wichtigste Grund des Kunden sei, weil er sein Arzneimittel sofort erhält, doch schon an zweiter Stelle stimmen Kunden- und Herstellerwahrnehmung schon wieder überein. Der Kunde kommt, weil er das Apothekenteam kennt. Die Apotheker gewichten die verschiedenen Gründe, warum die Kunden mit dem E-Rezept in die Apotheke kommen, gleich stark. Kein Grund sticht besonders hervor. 

 

Kernaussage 3: Kauft der Kunde mit der Einlösung des E-Rezepts auch ein verschreibungsfreies Arzneimittel? Die Meinungen gehen auseinander!

OTC- Hersteller sind der Meinung, dass 43 Prozent der Konsumenten beim Einlösen des E-Rezepts in der Apotheke vor Ort auch gleich ein verschreibungsfreies Arzneimittel kaufen. In der Versandapotheke hingegen gehen die OTC-Hersteller von einem Zusatzkauf von sogar zwei Drittel (68 Prozent) der Kunden aus. Übrigens gehen 43 Prozent der OTC-Hersteller davon aus, dass sich das Käuferverhalten durch die Einführung des E-Rezepts verschieben wird. 

37 Prozent der Konsumenten sagen, dass sie beim Einlösen eines E-Rezepts in der Versandapotheke meist auch ein verschreibungsfreies Arzneimittel kauften. Löst der Kunde sein E-Rezept in der Apotheke vor Ort ein, tätigen sogar 43 Prozent der Kunden meist einen Zusatzkauf. Interessant ist allerdings, dass sich bei dieser Frage viele der Konsumenten der Antwort enthalten haben.

Diese Einschätzung deckt sich nicht mit den Erfahrungen der Apothekerteams.  
Denn 70 Prozent der Apothekermitarbeiter geben an, dass ihre Kunden beim Einlösen eines Rezepts in der Vor-Ort Apotheke auch Zusatzkäufe tätigen. 

 

Weitere Informationen zum Thema "Selbstmedikation" finden Sie in der BPI-Themenwelt Selbstmedikation

BPI in den Medien
Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) - Hat das E-Rezept das Kaufverhalten bei OTC verändert?
Pharmazeutische Zeitung (PZ) - BPI-Studie: Wie beeinflusst das E-Rezept den OTC-Einkauf?