Impfen

Impfen schützt

Allein im 16. und 17. Jahrhundert erlag etwa ein Drittel der Bevölkerung in Europa dem Pockenvirus. Erst durch bessere Hygiene und den flächendeckenden Einsatz von Impfstoffen gelang es, die gefährliche Infektionskrankheit einzudämmen und schließlich auszurotten. Der Themendienst Impfen zeigt, wie unerlässlich Impfstoffe im Kampf gegen Erreger sind und waren. Und warum man mit dem kleinen Pieks nicht nur sich selbst schützt.

Als die WHO im Jahr 1980 amtlich verkünden konnte, dass die Welt nun pockenfrei sei, war das ein großer Triumph. Zum ersten Mal hatte man es geschafft, einen hochinfektiösen Erreger zu besiegen, der im Laufe der Jahrhunderte weltweit Millionen von Menschen dahingerafft oder schwer entstellt hatte. Allein im 16. und 17. Jahrhundert erlag nach Expertenschätzungen etwa ein Drittel der Bevölkerung in Europa dem Pockenvirus. Erst durch bessere Hygiene und den flächendeckenden Einsatz von Impfstoffen gelang es, die gefährliche Infektionskrankheit einzudämmen und schließlich auszurotten. Zugleich zeigte sich, dass man im Kampf gegen Infektionskrankheiten weltumspannend kooperieren muss, wenn man eine Chance haben will. Das gilt auch heute noch, denn trotz zahlreicher internationaler Impfprogramme gibt es noch viel zu tun. Erst kürzlich berichteten die Medien darüber, dass die weltweit fast ausgerottete Kinderlähmung (Polio) in zehn Staaten wieder auf dem Vormarsch ist. Die WHO spricht von einer „gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite“ und fordert die betroffenen, häufig von Krieg heimgesuchten Länder dazu auf, die Gefahr ernst zu nehmen und die entsprechenden Impfprogramme schleunigst umzusetzen. Aber nicht nur in fernen Entwicklungsländern haben Infektionskrankheiten eine Renaissance, sondern auch bei uns in Deutschland. So schlugen Behörden und Ärzte vor kurzem Alarm, weil die Zahl der Masernerkrankungen bei Kindern und Erwachsenen sprunghaft angestiegen ist. Allein zwischen 2012 und 2013 habe es einen Anstieg von 170 auf rund 1700 Fälle pro Jahr gegeben, meldete das Robert-Koch-Institut (RKI). Als einen Hauptgrund für die gefährliche Entwicklung nennen die Experten unisono die Impfskepsis oder auch Gleichgültigkeit in der Bevölkerung.

Tatsächlich gibt es hierzulande nicht wenige Impfkritiker. Deren Vorwürfe reichen von „Impfungen sind überflüssig“ über „Impfungen dienen nur dem Umsatz der Pharmaunternehmen“ bis hin zu „Impfungen machen krank oder töten sogar“. Die strikten Impfverweigerer unter ihnen plädieren sogar dafür, Infektionskrankheiten grundsätzlich „durchzumachen“ um immun dagegen zu werden. Es gibt sogar sogenannte „Masernpartys“ bei denen sich Kinder gegenseitig infizieren sollen. Eine gefährliche Entwicklung. Das RKI weist nicht ohne Grund darauf hin, dass Masern „keine harmlose Kinderkrankheit ist“ und die Betroffenen mitunter sogar im Krankenhaus behandelt werden müssen. Und die renommierte Pharmazeutische Zeitung informiert: „Eine Maserninfektion schwächt die Immunabwehr der Patienten selbst bei unkomplizierten Verlauf oft noch für etwa sechs Wochen. In der Folge erleiden diese häufig eine bakterielle Superinfektion wie Lungen- und Mittelohrentzündung. Die schwerste Komplikation ist eine Gehirnentzündung. Für ältere Kinder und Jugendliche ist das Risiko besonders groß. 20 Prozent der Erkrankten sterben, Überlebende behalten sehr häufig Folgeschäden des Gehirns.“ (http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=40046)

Angesichts solcher gefährlichen Risiken fallen die Nachteile, die Impfungen mit sich bringen können, nicht sehr ins Gewicht. Natürlich kann es manchmal zu Impfreaktionen zum Beispiel in Form von Rötungen an der Einstichstelle kommen, aber wirkliche Impfkomplikationen oder gar bleibende Impfschäden sind nachgewiesenermaßen sehr selten. Da wiegt doch viel mehr, dass man sich selbst und andere vor Infektionen schützen kann und nicht zuletzt einen Beitrag zur weltweiten Eindämmung von Gesundheitsgefahren leistet. Einem jedem sollte klar sein: Es gibt keine bessere Methode, sich selbst und andere durch die sogenannte Herdenimmunität vor gefährlichen Erregern zu schützen als die Impfung. Die Hände in den Schoß zu legen darf keine Alternative sein.

Nicht von ungefähr spricht man im Volksmund von den „Geißeln der Menschheit“, denn Infektionskrankheiten plagten die Menschen seit jeher. Pest, Cholera und Pocken sind nur drei prominente Beispiele für Seuchen, die jahrhundertelang gewütet und die Weltbevölkerung dezimiert haben. Lange Zeit war man gegen diese und andere gefährlichen Erreger machtlos und die mangelhaften hygienischen Umstände erleichterten die Ausbreitung noch zusätzlich. Erst mit der Erfindung von Impfstoffen besserte sich die Lage und viele der Krankheiten verloren nach und nach an Schrecken. Natürlich ist der Kampf gegen Infektionskrankheiten noch lange nicht gewonnen, insbesondere in den Entwicklungsländern flammen immer wieder neue Epidemien auf. Trotzdem kann man im Rahmen internationaler Impfprogramme immer mehr Menschen vor immer mehr Krankheiten schützen. Die Geschichte des Impfens ist eine noch junge Erfolgsgeschichte, die weiter fortgeschrieben wird. Gehen wir einmal an die Anfänge zurück:     

1796, England: Ein gewagtes Experiment gelingt. Der englische Arzt Edward Jenner sucht fieberhaft nach einem Mittel gegen die damals grassierenden Pocken. Der Krankheitserreger ist höchst infektiös und führt bei fast jedem dritten Betroffenen zum Tod. Wer überlebt, ist meistens durch Pockennarben entstellt, auch Folgeschäden wie Blindheit oder Lähmungen sind möglich. Jenner ist aufgefallen, dass Melkerinnen, die sich mit den harmlosen Kuhpocken infiziert haben, offenbar nicht an den gefährlichen menschlichen Pocken erkranken können. Das bringt ihn auf eine Idee: Er nimmt das eiterige Pockenblasensekret einer an Kuhpocken erkrankten Melkerin und infiziert damit einen achtjährigen Jungen. Die Erkrankung verlief erwartungsgemäß unkompliziert. Nach der Genesung des Jungen verabreicht Jenner ihm das Sekret der menschlichen Pocken. Und siehe da: Der Junge infiziert sich nicht, offensichtlich ist er immun. Die erste Impfung der Geschichte war erfolgreich. Trotzdem weiß man zu diesem Zeitpunkt noch wenig über die Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten.

Ende 19. Jhd.: Bahnbrechende Erkenntnisse in Frankreich und Deutschland. Der französische Chemiker und Mikrobiologe Louis Pasteur stellt die These auf, dass Infektionskrankheiten nicht wie damals angenommen von giftigen Dämpfen, sondern von Kleinstlebewesen wie Bakterien und Viren ausgelöst und über Tröpfcheninfektion weitergegeben werden. Diese sogenannte Keimtheorie erweist sich als richtig. In Deutschland gelingt es dem Mediziner Robert Koch, den Milzbranderreger nachzuweisen. Louis Pasteur entwickelt daraufhin einen Impfstoff gegen Milzbrand und gegen Tollwut. Auch Robert Kochs Forschungen tragen weitere Früchte: kurz nacheinander macht er den Tuberkulose- und dann den Choleraerreger dingfest. Außerdem entwickelt er den Tuberkulose-Impfstoff Tuberkulin, der sich aber in der Anwendung als gefährlich erweist und zurückgezogen wird. Auf ausgedehnten Reisen durch die Tropen entdecken Robert Koch und andere Wissenschaftler die Krankheitserreger der Schlafkrankheit, der Pest und der Malaria.

1874: In Deutschland wird das sogenannte „Reichs-Impfgesetz“ erlassen. Kinder im 2. Lebensjahr, die noch nicht an Pocken erkrankt sind, müssen sich impfen lassen, im Alter von 12 Jahren ist eine Auffrischung verpflichtend.

Ende 19. / Anfang 20. Jhd.: Infektionen werden therapierbar. Dem deutschen Arzt Emil von Behring gelingt es im Tierexperiment mit infizierten Schafen, die vom Tierkörper selbst gebildeten Gegengifte gegen den Diphterie-Erreger nachzuweisen und zu isolieren. Mit diesem Serum behandelt er erfolgreich an Diphterie und Tetanus (Wundstarrkrampf) erkrankte Kinder. Die sogenannte passive Immunisierung ist geboren und macht eine gefährliche Krankheit behandelbar, an der vorher etwa jeder zweite Betroffene gestorben ist. Behrings Fachkollege Paul Ehrlich ist derjenige, der die Serumentwicklung nun genauer erforscht. Diese Arbeiten geben den Anstoß für die Gründung des „Instituts für Serumforschung und Serumprüfung“, dem Vorläufer des heutigen Paul-Ehrlich-Instituts.

1930er Jahre: Grundlage für Impfstoffzüchtung wird gelegt. Die später mit dem Nobelpreis ausgezeichneten amerikanischen Mikrobiologen John Franklin Enders und Frederick Chapman Robbins finden heraus, dass Viren in verschiedenen Gewebekulturen wachsen können. Fortan lassen sich gefährliche Viren im Labor züchten und dadurch können viele der auch heute noch gebräuchlichen Impfstoffe, z. B. gegen Masern, Mumps oder Polio entwickelt werden.

1930: Das Lübecker Impfunglück schadet dem Ruf staatlicher Impfprogramme. Nachdem der neue Tuberkulose-Impfstoff BCG im Ausland bereits erfolgreich angewandt wurde, will man damit nun auch in Deutschland Neugeborene impfen. Die in Lübeck verarbeitete französische Impfkultur wird angeblich von einer Krankenschwester in fahrlässiger Weise mit Tuberkuloseerregern kontaminiert. Trotzdem werden zahlreiche Kinder damit geimpft, eine Kontrolluntersuchung bleibt aus. In der Folge sterben mehr als 70 Kinder aus Lübeck und Umgebung an einer Tuberkulose, mehr als 100 weitere Kinder erkranken schwer. Die Tuberkulose-Impfung in Deutschland wird gestoppt und erst nach dem 2. Weltkrieg weitergeführt.

Mitte 20. Jhd.: Die Impfstoffforschung boomt. Der amerikanische Arzt und Immunologe Edward Salk stellt in den 50er Jahren den ersten Polioimpfstoff mit inaktivierten Viren her. Auf dieser Basis entwickelt der Virologe Albert Sabin bald darauf die Schluckimpfung, später einen Dreifachimpfstoff gegen die drei Polio-Virentypen. Dieser wird schnell zum weltweiten Standard im Kampf gegen Polio. In den 60er und 70er Jahren kommen zahlreiche Impfstoffe auf den Markt, darunter gegen Mumps, Masern, Röteln, Meningokokken und Windpocken.    

1970er Jahre: WHO-Impfprogramme starten. Um die weltweite Ausbreitung gefährlicher Infektionskrankheiten zu verhindern bzw. die Krankheiten langfristig auszurotten, setzt die Weltgesundheitsorganisation auf die strikte Durchführung von Impfprogrammen. Die Arbeit zeigt Erfolge: Anfang der 80er Jahre kann die Welt für pockenfrei erklärt werden. Später geht es auch bei Polio voran: Im Jahr 2002 wird nach Amerika und dem Westpazifik auch die WHO-Region Europa als poliofrei erklärt.  

2000er Jahre: Impfstoffinnovationen. In den USA und Europa werden neue Impfstoffe gegen Rotaviren zugelassen. Die Erreger können schwere Durchfälle bei Kleinkindern und Säuglingen auslösen. Ein weiterer medizinischer Durchbruch der jüngsten Geschichte ist die 2006 in den USA und später auch in Deutschland zugelassene Impfung gegen bestimmte Arten der humanen Papillomaviren (HPV). Die HPV-Impfung kann junge Frauen vor Gebärmutterhalskrebs schützen. Die gefährliche Krankheit wird Studien zufolge in 70 Prozent der Fälle von HPV-Viren verursacht. Damit hat man neben der älteren Hepatitis B-Impfung einen weiteren Impfstoff gegen eine Krebserkrankung.

Gegenwärtige Forschung: Aktuell testen Forscher zum Beispiel einen Impfstoff gegen Aids. Das ist eine große Herausforderung, denn das HI-Virus ist sehr anpassungsfähig. Auch im Kampf gegen Krebserkrankungen kommt man voran, indem man sich die neuesten Erkenntnisse der Personalisierten Medizin zunutze macht. So wurde vor einigen Jahren ein therapeutischer Impfstoff gegen Prostata-Krebs zugelassen. Aktuell arbeiten Forscher an einem vielversprechenden Impfstoff gegen Nierenkrebs und andere an einem gegen Ovarialkarzinome. Im Gegensatz zu Chemotherapien werden hier die körpereigenen Abwehrkräfte gezielt gegen den Tumor aktiviert, man nennt dies auch „Auto-Vakzination“. Außerdem wurde mittlerweile sogar schon ein zellbasierter Grippeimpfstoff entwickelt.

Jeder von uns kennt den Begriff „Impfung“, was aber passiert eigentlich genau dabei? Vereinfacht gesagt wird  bei einer Impfung ein Krankheitserreger in den menschlichen Körper gebracht, der eigentlich gar kein richtiger Krankheitserreger mehr ist. Der Grund: Man hat seine krank machende Wirkung im Labor stark herabgesetzt oder komplett ausgeschaltet. Das Entscheidende dabei ist aber, dass der Erreger trotzdem noch eine Immunreaktion auslösen kann und so den Körper dazu bringt, Antikörper gegen die entsprechenden Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilze zu bilden. So „trainiert“ die Schutzimpfung gewissermaßen unsere Abwehrkräfte gegen bestimmte Infektionskrankheiten. Wir sind dann für den Fall vorbereitet, dass wir uns tatsächlich konkret mit Ihnen auseinandersetzen müssen.

Von Vorteil ist, dass Impfungen mitunter sehr dauerhaft wirken können. In einigen Fällen wie beispielsweise bei der Vakzination gegen Polio geht man davon aus, dass sie ein Leben lang vor einer Infektion schützen. Andere, wie zum Beispiel die Masern-Impfung, müssen nach einiger Zeit aufgefrischt werden. Ein Sonderfall ist die Impfung gegen Grippe: Hier ist der Erreger extrem wandlungsfähig, so dass jedes Jahr ein neuer Impfstoff produziert werden muss.

Welche Impfungen gibt es?

Man unterteilt in die sogenannte aktive und die passive Immunisierung. Bei der aktiven Methode geht es darum, einen möglichst lang anhaltenden Schutz zu erreichen.  Dazu werden nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) „abgetötete oder auch nur Bruchstücke der Erreger bzw. abgeschwächte Krankheitserreger, die selbst keine ernsthafte Erkrankung mehr verursachen können, verabreicht. Dem Körper wird so eine Infektion vorgetäuscht und er reagiert mit der Bildung von Antikörpern und so genannten Gedächtniszellen. Wenn man sich zukünftig einmal mit dem echten Erreger ansteckt, können diese schnell aktiv werden und die Erkrankung abwehren.“ Für die aktive Immunisierung sind meistens mehrere Teilimpfungen erforderlich, um den langfristigen Schutz aufzubauen. Bei der passiven Immunisierung hingegen geht es um raschen Impfschutz, sie kommt zum Einsatz, wenn man sich akut mit einem bestimmten Krankheitserreger wie zum Beispiel Tollwut oder Hepatitis A infiziert hat und noch nicht dagegen geimpft ist. Hierbei werden, so die BZgA, „Konzentrate von Antikörpern gespritzt, die in der Regel von Menschen stammen, die z. B. durch Impfung gegen die Krankheit immun sind. Im Unterschied zur aktiven Impfung bietet die passive Impfung einen sofortigen Schutz, der jedoch nur für kurze Zeit - ungefähr drei Monate - anhält.“

Übrigens: Welche Impfungen aktuell notwendig sind, kann man den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch Institut (RKI) entnehmen:

http://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Impfempfehlungen_node.html

Welche Impfstoffe gibt es?

Bei den Impfstoffen unterscheidet man Lebendimpfstoffe, inaktivierte oder Totimpfstoffe und sogenannte rekombinante Vakzine. In den Lebendimpfstoffen sind nur noch abgeschwächte Teile des ursprünglichen Erregers vorhanden. Die Erkrankung kann so nicht mehr ausbrechen und „nur in seltenen Fällen können sie zu einer leichten Impfkrankheit führen“ informiert die BZgA. Beispiele für Lebendimpfstoffe sind Vakzine gegen Mumps, Masern, Röteln, Gelbfieber oder auch die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung. Die inaktivierten oder Totimpfstoffe beinhalten nur noch abgetötete Erreger, die jedoch immer noch eine Immunreaktion hervorrufen. So werden Antikörper produziert, ohne dass die Krankheit zum Ausbruch kommt. Beispiele für Totimpfstoffe sind Vakzine gegen Diphterie, Tetanus, Pneumokokken oder Hepatitis A. Schließlich gibt es noch die rekombinanten Impfstoffe, die im Rahmen gentechnischer Verfahren hergestellt werden. Die sogenannten „Antigene“ für den Impfstoff werden aus Tierzellen und Hefen gewonnen. Ein Beispiel ist die Impfung gegen Hepatitis B.

Impfstoffherstellung: Kompliziert und kontrolliert

Die Impfstoffherstellung ist ein äußerst komplizierter Prozess, der monatelang dauern kann. Zudem sind Impfstoffe, die ja aus herangezüchteten Mikroorganismen hergestellt werden, extrem anfällig für äußere Einflüsse. Bereits geringe Probleme im Produktionsprozess können ganze Produktionschargen wertlos machen. Nicht ohne Grund sind die Sicherheits- und Qualitätsanforderungen in der Impfstoffherstellung enorm hoch. So fordert die europäische Arzneimittelzulassungsbehörde EMA schon Sicherheitsgutachten zum Impfstoff an, bevor die konkrete Herstellung überhaupt beginnt. Dazu werden zum Beispiel Wirkungen am Computer simuliert. Ist der entwickelte Impfstoff einmal zugelassen, muss der Hersteller im Rahmen der sogenannten „Good Manufacturing Practice“ (GMP) kontinuierlich nachweisen, dass er ihn auch dauerhaft in der entsprechenden Qualität produzieren kann.     

 Impfstoffherstellung am Beispiel der Grippevakzine

Die Grippeimpfstoffherstellung kann rund ein halbes Jahr dauern. Vereinfacht gesagt werden dabei Kopien der Virenstämme produziert, die die WHO für die kommende Grippesaison erwartet. Bei der Impfung bilden sich Antikörper, die gegen eine spätere echte Grippeinfektion immunisieren. In der Regel werden Grippeimpfstoffe in Hühnereiern produziert, mittlerweile kann man sie aber auch aus Zellkulturen gewinnen.

Zunächst werden die Grippeviren in ein befruchtetes Hühnerei gespritzt, das durch Wärmestrahlung bebrütet wird. (1) Während der Hühnerembryo weiter wächst, vermehren sich auch die Grippeviren im Eiklar (2). Nach mehreren Wochen wird das Eiklar gereinigt und die Erreger durch chemische Zusätze abgetötet (3). Der Totimpfstoff enthält nun nur noch inaktive Teile des ursprünglichen Erregers, die das Immunsystem zwar an den Erreger gewöhnen aber keine Infektion mehr auslösen können. Mittlerweile gibt es gegen die Grippe auch einen genetisch hergestellten Impfstoff mit lebenden Viren (Lebendimpfstoff), dieser enthält keine abgetöteten sondern abgeschwächte Erreger. Grundsätzlich rechnet die WHO nicht mit einem einzelnen, sondern mit mehreren saisonalen Virenarten. Deshalb mischen die Impfstoffhersteller verschiedene abgetötete Virenstämme zusammen (4). Ein neuer Impfstoff wird noch vor der eigentlichen Herstellung von Experten begutachtet und in Simulationen auf Sicherheit geprüft, so verlangt es die EMA. Diese prüft den Impfstoff dann noch einmal genau vor der Zulassung, für die endgültige Freigabe sind die nationalen Zulassungsbehörden, in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zuständig (5). Der Hersteller muss im Rahmen der sogenannten „Good Manufacturing Practice“ (GMP) regelmäßig nachweisen, dass er den Impfstoff in gleichbleibender Qualität produzieren kann.

Impfskepsis kann schwerwiegende Konsequenzen haben    

Impfstoffe können nachweislich Krankheiten und mitunter auch Todesfälle verhindern. Deutlich wird dies zum Beispiel anhand der Kinderlähmung, die in Deutschland noch in den 50er Jahren ein gefährliches Gesundheitsrisiko darstellte. Zeitweise erkrankten daran fast 10.000 Menschen. Als zu Beginn der 60er Jahre eine Impfung zur Verfügung stand, sank die Zahl der Erkrankungen drastisch von rund 5000 Fällen im Jahr 1961 auf 61 Fälle im Jahr 1966. Im Jahr 1985 wurden nur noch fünf Polio-Fälle in Deutschland registriert. Heute ist die Kinderlähmung hierzulande faktisch ausgerottet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schrieb im Jahr 2008 in einem Bulletin: “Vaccination has greatly reduced the burden of infectious diseases“. Only clean water, also considered to be a basic human right, performs better.” Auf Deutsch: Impfungen haben die Gefahr, die von Infektionskrankheiten ausgeht, in großem Maße reduziert. Allein sauberes Wasser, das auch als allgemeines Menschenrecht angesehen wird, hat weltweit noch mehr Bedeutung für die Gesundheit. Trotz aller Stimmungsmache der Anti-Impf-Lobby, so geht es sinngemäß im Bulletin weiter, seien die Erfolge der Impfprogramme, insbesondere im Kampf gegen einst gefürchtete Krankheiten in Entwicklungsländern nicht anzuzweifeln. Zwar bekäme die Sicherheit von Impfstoffen mehr öffentliche Aufmerksamkeit als ihre Effizienz, unabhängige Experten und die WHO hätten jedoch längst bewiesen, dass Impfstoffe weit sicherer seien als therapeutische Arzneimittel. Die heute verwendeten Vakzine hätten ein „exzellentes Sicherheitsprofil“ und die meisten Impfbedenken hätten sich später als „Fehlalarm“ herausgestellt. Falsche Sicherheitsbedenken hätten in manchen Ländern sogar zu Impflücken geführt und zum Wiederausbruch von Keuchhusten und Masern geführt, so die WHO in ihrem Bulletin.

Wer jetzt immer noch zweifelt: Das Robert Koch Institut hat 20 populäre Einwände gegen das Impfen aufgegriffen und widerlegt:

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Bedeutung/Schutzimpfungen_20_Einwaende.html;jsessionid=6887C5D426CDC71183C50CF8C8ACBFD8.2_cid372#doc2378400bodyText2

 

In den 80er Jahren hat die WHO die Welt für pockenfrei erklärt. Kann man gefährliche Krankheiten durch Impfungen wirklich ausrotten?

Dr. Ruppert: Das kann man tatsächlich, wie man am Beispiel der Pocken sieht. Im Prinzip ist die Ausrottbarkeit einer Erkrankung unter anderem daran gekoppelt, ob der Keim nur beim Menschen und nicht noch z. B. bei Tieren vorkommt und im Menschen Krankheiten auslöst. Das heißt, dass der Mensch der einzige Wirt ist und er den Krankheitserreger ausscheidet. Dies trifft vor allen Dingen für Masern, für die Hepatitis B, für die Kinderlähmung aber auch für die Meningokokken zu. In diesen Fällen könnte man die Krankheit also ausrotten. Bei Masern beispielsweise ist hierfür eine bestimmte Impfquote in der Bevölkerung erforderlich, sie sollte etwa bei 95 Prozent liegen. Im Fall der ersten Masern-Impfung haben wir das in Deutschland auch erreicht, Probleme haben wir noch bei der zweiten Masernimpfung, der Auffrischung. Auch durch den Einsatz von kombinierten Masern-Mumps-Röteln und Varizellenimpfstoffen konnte bisher die Auffrisch-Impfquote nicht über 95 Prozent gehoben werden. Deshalb haben wir auch noch nicht das WHO-Ziel erreicht, unter einem Masernfall pro eine Million Einwohner pro Jahr zu bleiben, das heißt in Deutschland 85 Fälle im Jahr.

Woher kommt diese Impfmüdigkeit, die nach Medienberichten in Deutschland insbesondere bei Erwachsenen zugenommen hat?

Dr. Ruppert: Ich weiß gar nicht, ob man wirklich von Impfmüdigkeit sprechen kann. Ich denke, es ist eher eine Frage, wie gut die Menschen über das Impfen informiert sind. Und hier auch gerade zu den möglichen Nebenwirkungen einer Impfung. Ob sie wissen, dass man bestimmte Krankheiten wie die Masern lieber nicht „durchmachen“ sollte. Heutzutage kennt man kaum noch jemanden, der an schweren Leiden wie der Kinderlähmung erkrankt und das liegt nicht zuletzt an der sehr erfolgreichen Impfung gegen Polio. Man fühlt sich quasi wie in einem geschützten Raum. Daher kommt das Desinteresse und selten auch Ablehnung beim Thema Impfen und selbst Kampagnen wie „Deutschland sucht den Impfpass“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben es vermutlich schwer. Einer Umfrage der BZgA zufolge gaben 77 Prozent der Befragten an, kein Interesse an einer Masern-Impfung in den nächsten 12 Monaten zu haben, obwohl sie alle Kriterien für eine Impfung erfüllten, das heißt ab Jahrgang 1970 und nicht immun gegen Masern sind, bzw. dieses nicht genau wissen.

Brauchen wir also eine Impfpflicht?

Dr. Ruppert: Die Frage der Impfpflicht ist schwierig, wie der Blick in die USA zeigt. Dort gilt vielerorts die Regelung „No vaccination, no school“, also „Keine Impfung, kein Schuleintritt“. Man könnte auf den ersten Blick meinen, die USA machen uns damit vor, wie man es besser machen könnte. Wir wissen jedoch aus US-Erhebungen, dass die Ausnahmeanträge sofort ansteigen, sobald es eine Impfpflicht zum Schuleintritt gibt. Nur dort, wo es erschwert wird, solche Ausnahmen zu beantragen, hat die Impfpflicht dazu geführt, dass die Ausnahmeanträge abnahmen und damit natürlich im Umkehrschluss die Impfquoten stiegen. Da wo es relativ einfach ist, sein Kind von der Impfpflicht zu befreien, nützt sie im Prinzip nichts. In Deutschland gehen wir davon aus, dass nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung echte Impfgegner sind. Diese werden wir meiner Meinung nach, nicht mit einer Impfpflicht erreichen können.

Was kann man dann tun?

Dr. Ruppert: Für mich ist ein qualifiziertes Impfmanagement ausgehend von den Arztpraxen und vom öffentlichen Gesundheitsdienst viel wichtiger. Sie sollten die Patienten von sich aus über das Impfen informieren. Das kann in einem direkten Gespräch geschehen oder zum Beispiel auch mittels moderner Medien wie E-Mail oder SMS-Erinnerungen. Durch dieses sogenannte „Active Recall“ – also das aktive Erinnern des Patienten an ausstehende Impfungen oder andere Untersuchungen und dies möglichst schriftlich durch die Patienten autorisiert – könnten wir Patienten erreichen, die wir schon lange nicht mehr in unseren Praxen gesehen haben. Außerdem sollte sich der deutsche Staat neben den WHO-Zielen auch noch eigene Impfziele setzen, sie kommunizieren und bei der Umsetzung die größtmöglichste Unterstützung der Beteiligten garantieren. Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir sehr transparent mit dem Thema Impfen umgehen, auch offen Ängste ansprechen. Hierzu wäre eine frei zugängliche Plattform zu schaffen, wo Patienten sich direkt darüber informieren können, welche Nebenwirkungen bei Impfungen auftreten können bzw. aufgetreten sind und wie häufig diese vorkommen. Offenheit und Transparenz würde möglicherweise das Argument entkräften helfen, dass nicht „alles auf den Tisch kommt“, bzw. dass es um andere „Interessen“ gehen könnte, als die Gesunderhaltung der Bevölkerung.

Viele Kritiker halten das Impfen für gesundheitsgefährdend oder gar lebensgefährlich und empfehlen, die Krankheit einfach durchzumachen. Was sagen Sie dazu? 

Dr. Ruppert: Davon halte ich gar nichts. Man sollte wissen, dass bei 1000-2000 Kindern, die an Masern erkranken, mindestens ein Fall dabei ist, der dann mit einer schweren Entzündung des Gehirns endet. Wenn sie hingegen eine Millionen Kinder gegen Masern impfen, wird geschätzt, dass weniger als ein solcher Fall bei einem Kind als Impfnebenwirkung auftritt. Bisher gibt es keinen bekannt gewordenen Fall, bei dem das Impfvirus als Verursacher der Hirnentzündung bei einer immunabwehrgesunden Person gefunden worden wäre. Die Wahrscheinlichkeit schwerster Nebenwirkungen ist also ohne Impfung deutlich höher als mit Impfung. Impfkritiker führen auch immer wieder das Phänomen des Nestschutzes ins Feld, die Tatsache also, dass Neugeborene durch die Mutter einen natürlichen Schutz vor bestimmten Infektionskrankheiten bekommen. Es ist aber tatsächlich so, dass Mütter, die mit Masern-Mumps-Röteln geimpft wurden einen geringeren Nestschutz an ihre Neugeborenen weitergeben. Deshalb überlegt man heute, die Masern-Mumps-Röteln-Impfung etwas vorzuverlegen, z. B. auf den neunten Lebensmonat. Andererseits haben wir bei Diphterie und Tetanus überhaupt keinen Nestschutz. Wenn sie mich fragen, ist es also in jedem Fall besser zu impfen als die Krankheiten zu durchleben.

Welche Impfungen sollten Kinder eigentlich unbedingt bekommen?

Dr. Ruppert: Hier schließe ich mich den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut an. Wir beginnen mit den Erkrankungen, die ein besonders hohes Gefährdungspotenzial, insbesondere auch für Säuglinge, haben. Das sind Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung und Hepatitis B. Außerdem impfen wir gegen den Keim Haemophilus Influenzae Typ B, der zu schweren Infektionen der Hirnhäute führen kann, aber auch im Bereich des Kehlkopfdeckels mit der Gefahr des Erstickens. Diese Erkrankung sehen wir heute – sicherlich aufgrund hervorragender Impfquoten – fast gar nicht mehr. All diese Impfungen liegen als 6-fach-Kombinationsimpfstoffe vor; d.h. 6 Impfungen, aber nur 1 Pieks. Ebenfalls sehr früh wird die Schluckimpfung gegen Rotaviren angeboten; ein Virus, das zu heftigen Durchfallerkrankungen führen kann. Darüber hinaus gibt es für Säuglinge auch noch eine Impfung gegen Pneumokokken, die ebenso Hirnhautentzündungen aber auch schwere Lungenentzündungen und Mittelohrentzündungen verursachen. Die bisher genannten Impfungen sind für das erste bzw. zweite Lebensjahr vorgesehen. Zum ersten Geburtstag erfolgt noch die Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken – als Kombinationsimpfstoff – und auch gegen ein weiteres Bakterium, nämlich gegen die Meningokokken Typ C. Im jugendlichen Alter wurde von der Ständigen Impfkommission lange Zeit nur den  Mädchen empfohlen, sich gegen HPV impfen zu lassen. Diese sogenannten Humanen Papillomviren sind Erreger, die Krebsvorstufen zum Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Mittlerweile wird aber auch Jungen zwischen 9 und 14 Jahren diese Impfung empfohlen, da dadurch die Verbreitung des Virus reduziert werden kann.

Impfungen haben sich ja im Laufe der Jahre und Jahrzehnte verändert. Was sind denn aus Ihrer Sicht die wichtigsten Fortschritte?

Dr. Ruppert: Für mich gibt es zwei entscheidende Fortschritte. Fortschritt Nummer Eins: Die Impfstoffhersteller haben es geschafft, Impfstoffe zu entwickeln, bei denen wir mit einer Injektion möglichst viele Erkrankungen abdecken können. Es ist schon ein Faszinosum, dass wir z. B. mittlerweile eine Kombinations-Impfung haben, die gegen insgesamt sechs verschiedene Erkrankungen schützt. Das heißt also, dass wir die Anzahl der Injektionen deutlich reduzieren können und damit auch das Verletzungs- und Infektionsrisiko.

Der zweite wichtige Fortschritt ist, dass es durch ein völlig neues Produktionsprinzip mittlerweile möglich ist, sehr sichere Impfstoffe herzustellen. Der erste Impfstoff der auf diese Art und Weise hergestellt wurde, ist ein Impfstoff gegen einen Meningokokkus Typ B. Auf diesen Impfstoff haben wir viele Jahrzehnte gewartet, denn bei schwerer Hirnhautentzündung oder Sepsis, also einer akuten Blutvergiftung, ausgelöst durch Meningokokken, ist hier in unserer Region in 70 bis 80 Prozent der Fälle der Typ B verantwortlich. Impfen konnten wir bisher in Deutschland aber nur gegen den viel selteneren Typ C. Die Produktion des Typ B-Impfstoffes war deswegen so schwierig, weil die Oberflächenstruktur des Bakteriums dem Nervengewebe des Menschen sehr ähnlich ist. Antikörper, die nach herkömmlicher Methode gegen die Oberflächenstruktur des Bakteriums gebildet worden wären, hätten also menschliches Nervengewebe angreifen können. Durch Entschlüsselung des kompletten Meningokokken-Erbgutes, war es möglich, aus einer Vielzahl möglicher Kandidatenantigene am Ende 3 Proteine zu isolieren, deren Antikörper einerseits hochwirksam gegen Meningokokken sind und andererseits das menschliche Nervengewebe nicht angreifen können.

Trotz internationaler Impfprogramme brechen immer wieder gefährliche Krankheiten aus. Wie kann man solche Gefahren global noch besser eindämmen?

Dr. Ruppert: Wir hatten schon viel erreicht. 1988 startete die WHO ein globales Programm zur Ausrottung der Kinderlähmung weltweit und dieses globale Programm war bis 2012 so erfolgreich, dass die sehr schwer verlaufende Krankheit um mehr als 99 Prozent zurückgegangen ist. In den letzten Jahren kommt es immer wieder zu einem Aufflammen dieses Erregers und das liegt an verschiedenen Faktoren. Vielleicht auch an Impfmüdigkeit, vor allem aber an verheerenden Kriegen in Krisenländern, an ökonomischen Krisen oder mitunter auch an religiöser Haltungen. Im Endeffekt haben wir die Kinderlähmung noch lange nicht ausgerottet. In Deutschland gab es im Jahr 1992 den letzten Fall von Kinderlähmung, trotzdem kann die Krankheit aus Ländern wie Afghanistan, Nigeria and Pakistan jederzeit importiert werden. In diesen Ländern haben unsichere Lebensbedingungen, ein schwaches Gesundheitssystem und schlechte hygienische Bedingungen dazu geführt, dass eine Übertragung von Polioviren bislang nicht gestoppt werden konnte und es damit auch immer wieder zu einer Weiterverbreitung in andere Länder kommt. Die WHO befürchtet eine unkontrollierte Weiterverbreitung des Poliovirus und fordert für solche Länder, die zu so genannten Exportländern gehören, die Einführung einer Polio-Impfpflicht für Einwohner bzw. Besucher  und hier ist sie meiner Meinung nach auch sinnvoll.

 

Dr. Burkhard Ruppert ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Berlin (Foto: Dr. Ruppert)

 

Beispiel Grippeimpfung: Wie funktioniert eine Impfung?

Bei der Grippeimpfung spritzt man abgetötete (Totimpfstoff) beziehungsweise abgeschwächte (Lebendimpfstoff) Influenzaviren oder Virenteile (1). Diese gelangen in den menschlichen Körper und werden sofort von den Immunzellen bekämpft. Und das funktioniert so: Die Immunzellen binden die Viruseiweiße nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an sich (2). Sie erkennen die Oberflächenstruktur der Eindringlinge und geben diese Information an andere Zellen weiter (3). Daraufhin bilden die Zellen zahlreiche Antikörper, die strukturell so gestaltet sind, dass sie die Grippeviren „einfangen“, das heißt an sich binden können (4). Nach sieben bis vierzehn Tagen sind genügend Antikörper vorhanden, um eine echte Grippeinfektion abwehren zu können (5). Im Fall einer Ansteckung greifen die zahlreichen Antikörper gezielt die Grippeviren an, binden sie an sich und verhindern so, dass sich die Erreger im Körper vermehren. Der Geimpfte bleibt gesund bzw. erkrankt nur an einer milden Grippe und ist auch nicht ansteckend für andere Menschen. 

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