Sonnenbrand – Die Haut vergisst nie

Sonnenbrand – Die Haut vergisst nie

„Sich die Sonne auf den Pelz brennen lassen“ sagt man umgangssprachlich, wenn man ein Sonnenbad nimmt. Obwohl wir Menschen bekanntlich seit Urzeiten gar kein dichtes Haarkleid mehr besitzen, das uns dauerhaft vor Sonnenstrahlung schützen könnte. Macht auch nichts, denn man will ja braun werden und die Sonnencreme wird den Sonnenbrand schon verhindern, oder?

Ja, das kann sie in der Regel, aber nur für eine bestimmte Zeit. Wer seine Haut den Sonnenstrahlen zu lange und zu oft aussetzt, muss mit zum Teil gefährlichen Konsequenzen rechnen und wer ohnehin einen sehr hellen Hauttyp hat, sollte am besten erst gar nicht unbekleidet in die Sonne gehen. Die Haut vergisst nie, sagen Dermatologen und sie sehen es jeden Tag in ihrer Praxis. Irreversible Schäden können durch Sonne oder Solarium entstehen, die Haut wird insgesamt dünner, weniger widerstandsfähig und altert schneller, außerdem können Pigmentflecken zurückbleiben. Manch ein eifriger Sonnenanbeter reagiert auch allergisch, fängt sich die berühmte Mallorca-Akne ein und hat mit unangenehmen Rötungen, Juckreiz oder Bläschen zu kämpfen. Insbesondere die langfristigen Folgen von zu viel Sonne haben es in sich. So können häufige Sonnenbrände im Jugendalter Jahre später zu Hautkrebs führen. Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Krankenhausbehandlungen mit der Diagnose Hautkrebs zwischen 2010 und 2015 bundesweit um 17,1 Prozent gestiegen. Knapp ein Viertel aller Behandlungsfälle entfiel demnach auf die gefährlichste Form, den „schwarzen“ Hautkrebs (Melanom), gut drei Viertel auf den weitaus häufiger vorkommenden „hellen“ Hautkrebs (Basalzellkarzinom und Stachelzellkarzinom). Die weit überwiegende Zahl der stationär behandelten Patienten war älter als 65 Jahre. Experten der Deutschen Krebshilfe rechnen damit, dass die Zahl der Neuerkrankungen bis 2050 jährlich um sieben Prozent ansteigen wird. Schon jetzt sei Hautkrebs mit 251.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Tumorart in Deutschland. Dass immer mehr Hauttumore diagnostiziert werden, liegt nach Ansicht von Experten aber auch daran, dass sich immer mehr Menschen gezielt untersuchen lassen.

Kein Wunder: Seit 2008 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen für Patienten ab 35 Jahren die Kosten für ein Screening. Prävention ist hier aber auch besonders wichtig, denn je früher ein heller oder schwarzer Tumor entdeckt wird, desto besser ist die Prognose. Auch der gefährliche schwarze Hautkrebs kann, früh entdeckt, mittlerweile dank moderner Antikörpertherapien immer besser behandelt werden. Am besten aber senkt man das Hautkrebsrisiko von vornherein, indem man Sonnenbrände vermeidet und immer geeignete Sonnencreme benutzt. Aufklärung darüber benötigen vor allem Kinder und Jugendliche. Dermatologen weisen darauf hin, dass immer mehr junge Menschen von Hautkrebs betroffen sind, weil sie sich regelmäßig der UV-Strahlung der Sonne oder dem Solarium aussetzen. Braun sein ist angesagt, aber gerade Jugendliche sollten vorsichtig sein, denn sie haben noch das ganze Leben vor sich und sind daher auch durch langsam entstehende Krebsarten gefährdet.

Zu Beginn des Hochsommers wollen wir Ihnen mit unserem Themendienst mögliche Risiken aufzeigen, denen unsere Haut in der Sonne ausgesetzt ist und Ihnen gleichzeitig sagen, was man präventiv und therapeutisch dagegen machen kann. Als Experten haben wir Dr. Martin Schomaker, Oberarzt am Vivantes Klinikum Berlin-Spandau, interviewt. Der Dermatologe und Hautkrebsexperte berichtet aus seinem Klinikalltag und gibt wertvolle Tipps, wie man sich noch besser vor der Sonne schützen kann.

Wie immer können Sie das Text- und Bildmaterial gerne unter Nennung der Quellen kostenlos redaktionell verwenden.

Ihr BPI-Presseteam

Sonne tut gut: Sie hebt die Stimmung, bringt uns zusammen und kurbelt nicht zuletzt die Synthese des lebenswichtigen Vitamins D im Körper an. Trotzdem müssen wir uns vor den Sonnenstrahlen schützen, denn sie können bei regelmäßigem und exzessivem Sonnenbad Hautschäden verursachen und sogar zu Hautkrebs führen.

Warum ist unsere Haut eigentlich so sensibel? Um das zu beantworten, muss man sich das größte Organ des Menschen einmal genauer ansehen:

Grundsätzlich kann man unsere Haut in drei Schichten unterteilen, die miteinander verbunden sind und uns vor äußeren Einflüssen wie etwa Licht, Wärme oder Verletzungen schützen: Oberhaut (Epidermis), Lederhaut (Dermis) und Unterhaut (Subcutis). Die Oberhaut dient als Barriere gegen Erreger und Austrocknung, sie ist an den meisten Körperstellen sehr dünn und setzt sich im Wesentlichen aus Hornhaut zusammen, die sich durch Zellteilung ständig erneuert und als Schuppen nach außen abgestoßen wird. Die darunter liegende Lederhaut besteht hingegen aus durchblutetem Kollagen-Bindegewebe, hier befinden sich Blutgefäße, Muskeln, Schweiß- und Talgdrüsen sowie Nerven. Alle von außen kommenden Einflüsse, wie zum Beispiel Hitze oder eine Verletzung werden hier von Berührungsrezeptoren wahrgenommen. Zugleich versorgt die Lederhaut die Oberhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen. Unter der Lederhaut liegt die Unterhaut, die neben den Haarwurzeln die sensiblen Arterien und Venen beherbergt, die von schützenden Fettzellen umgeben sind.

Im unteren Teil der Oberhaut, der sogenannten Keimschicht liegen die pigmentbildenden Melanozyten, die den Farbstoff Melanin herstellen, der sich dann in der Hornhaut und in den Haaren anlagert und den Haut- und Haartyp bestimmt. Ob jemand hell- oder dunkelhäutig ist, hängt in erster Linie von seinen Erbanlagen ab. Je melaninhaltiger und damit dunkler die Haut von Natur aus ist, desto besser ist sie auch gegen die schädigenden UV-Strahlen geschützt, weil diese dann nicht so leicht in tiefere Körperschichten vordringen, das Erbmaterial (DNS) in den Zellen beschädigen und womöglich bösartige Wucherungen hervorrufen können. Kein Wunder also, dass sehr dunkle oder schwarzhäutige Menschen praktisch keinen Sonnenbrand bekommen können und auch der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom) bei ihnen so gut wie nie auftritt. Wer hingegen von Geburt an weniger Melanozyten und damit hellere Haut hat, der bekommt ungeschützt schon nach kurzer Sonnenexposition einen Sonnenbrand. Dabei erhitzt sich die Haut stark und der Körper stößt zerstörte oder beschädigte Zellen nach außen ab, es bilden sich Blasen, die Haut pellt ab und erneuert sich wieder. Das Ganze ist im Grunde eine hilfreiche Reaktion, weil damit auch mögliche geschädigte Zellen als „Krebserreger“ abgestoßen werden können.

Häufen sich aber die Sonnenbrände, dann reicht der körpereigene Schutz nicht mehr aus und Zellen können entarten. Schwarzer Hautkrebs entsteht im Gegensatz zum hellen Hautkrebs (Basalzell- und Plattenepthelkarzinom) in den pigmentbildenden Zellen der Oberhaut und kann schnell Metastasen ausbilden. Der helle Hautkrebs hingegen, der meistens an Stellen wie dem Gesicht auftritt, das der Sonne besonders ausgesetzt ist, streut viel seltener und ist daher einfacher zu heilen. Hauttumore bilden sich grundsätzlich nicht von heute auf Morgen, sondern langsam und oft im Laufe mehrerer Jahrzehnte. Besonders hellhäutige Menschen sind gefährdet, die in ihrer Kindheit oder Jugend häufiger Sonnenbrände bekommen haben. „Die Haut vergisst nie“ ist ein geflügelter Ausdruck unter Dermatologen. Im Übrigen erhöhen regelmäßige Sonnenbäder nicht nur das Hautkrebsrisiko, sondern lassen auch die Haut schneller altern. Der Grund: Ultraviolette Strahlung greift in den Gewebeauf- und abbau ein, der innerhalb der Lederhaut erfolgt und dafür sorgt, dass die Haut straff und gespannt ist. So entstehen schneller Falten.

Die natürliche ultraviolette Strahlung der Sonne ist weder sichtbar noch spürbar und doch hat sie große Auswirkungen auf uns, und zwar positive und negative. Zum einen fördert sie zum Beispiel die Bildung von Vitamin D, das unter anderem für das Immunsystem eine wichtige Rolle spielt, zum anderen kann zu viel UV-Strahlung Hitzeschäden an der Haut verursachen und wie bereits erwähnt sogar Hautkrebs auslösen. Die ultraviolette Strahlung ist immer vom Stand der Sonne abhängig und umso stärker, je mehr man sich dem Äquator nähert. Zudem ist sie in unseren Breiten im Sommer viel intensiver als im Winter und nimmt mit jedem Höhenmeter zu. Je nach Wellenlänge unterteilt man in UV-A, UV-B und UV-C-Strahlung, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) folgendermaßen erklärt:

•UV-C: Die besonders energiereiche UV-C-Strahlung wird von der Erdatmosphäre in den oberen Atmosphärenschichten vollständig ausgefiltert, so dass natürliche UV-C-Strahlung die Erdoberfläche nicht mehr erreicht.

•UV-B: Die energiereiche UV-B-Strahlung wird abhängig vom Zustand der Ozonschicht ebenfalls durch die Atmosphäre ausgefiltert. Aber nicht vollständig: etwa bis zu zehn Prozent der UV-B-Strahlung erreichen noch die Erdoberfläche. Bei Störungen der Ozonschicht vergrößert sich der auf die Erdoberfläche treffende UV-B-Anteil.

•UV-A: Die längerwellige UV-A-Strahlung erreicht im Gegensatz zu UV-B- und UV-C-Strahlung weitgehend unbehindert die Erde.

Es sind also in erster Linie die UV-A- und UV-B-Strahlungen, vor denen man sich schützen muss, vor allem im Sommer. Woher aber weiß ich eigentlich, wie stark die unsichtbare UV-Strahlung am jeweiligen Tag am jeweiligen Ort ist? Kein Problem, eine deutschlandweite, regional aufgefächerte Prognose für die nächsten drei Tage kann man zum Beispiel im Internet bekommen, aber auch die gängigen Wetterdienste informieren darüber. Die UV-Strahlung wird ständig weltweit überwacht und laut BfS als „der am Boden zu erwartende Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung durch den international einheitlich festgelegten UV-Index (UVI) beschrieben.“

Das BfS weist außerdem auf Folgendes hin:

„Die individuelle Belastung durch natürliche UV-Strahlung und die damit verbundene gesundheitliche Gefährdung für den Menschen ist in hohem Maße durch das eigene Verhalten bestimmt. Belastung und Gefährdung sind somit individuell kontrollierbar. Entsprechende Schutzmaßnahmen sollten bei jeder Tätigkeit im Freien und besonders auch im Urlaub berücksichtigt werden.“

Wer keine Kleidung mit UV-Schutz trägt, sollte sich unbedingt mit Sonnencreme eincremen. Hier gibt es einiges zu beachten. Zunächst einmal ist der eigene Hauttyp entscheidend, je heller die eigene Haut ist, desto höher sollte der Lichtschutzfaktor sein. Experten raten unabhängig vom Hauttyp zu einem Lichtschutzfaktor von mindestens 20 und weisen darauf hin, dass die Creme sowohl einen UV-A wie auch einen UV-B-Filter haben sollte. Wichtig ist es außerdem, den Sonnenschutz richtig, also möglichst großzügig aufzutragen, damit alle Körperstellen entsprechend geschützt sind. Auch und gerade das Gesicht muss vor der Sonne geschützt werden, denn es ist ihr ständig ausgesetzt. Beim Auftragen sollte man zum Beispiel auch darauf achten, dass ein Spray nicht nur aufgesprüht, sondern eingerieben werden muss, bestimmte sensible Körperpartien wie die Ohren oder die Nase benötigen zudem mehr Sonnencreme als andere.

Und nicht vergessen: Der Sonnenschutz hält nur eine bestimmte Zeit und sollte nach dem Baden grundsätzlich erneuert werden. Das nochmalige Eincremen verlängert den Schutz allerdings entgegen landläufiger Meinungen nicht, sondern erneuert ihn lediglich. Deswegen sollte man sich auch eingecremt nicht zu lange in der Sonne aufhalten. Empfindlich auf Sonnenstrahlung reagieren übrigens auch die Augen, deswegen sind geeignete Sonnenbrillen mit UV-Schutz an Sommertagen unerlässlich.

Weitere wertvolle Tipps zum Umgang mit der Sonne finden Sie auf den Internetseiten der Deutschen Krebshilfe.

Intensives und regelmäßiges Sonnenbaden lässt die Haut nicht nur schneller altern und erhöht die Hautkrebsgefahr. Die Sonne kann auch akute Hauterkrankungen verursachen. Der Sonnenbrand ist da nur eines von vielen Risiken, die man vermeiden sollte. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Haut allergisch oder in anderer Form negativ auf die Sonne reagiert.

Besonders häufig tritt eine sogenannte „Polymorphe Lichtdermatose“ auf, die sich kurze Zeit nach dem Sonnenbad durch rötliche, juckende Stellen und später durch Knötchen oder Blasen auf der Haut äußert. Umgangssprachlich spricht man oft von einer Sonnenallergie, obwohl eher selten eine wirkliche Allergie vorliegt.  Eine besondere Form dieser sonnenbedingten Hautreaktion ist die allseits bekannte „Mallorca-Akne“, bei der einige Zeit nach dem Sonnen Pickelchen an bestimmten sonnenexponierten Stellen wie zum Beispiel Gesicht, Dekollete oder Schultern auftreten. Auslöser ist meist ein Zusammenspiel von fetthaltigen Sonnencremes und Sonnenlicht.

Daneben gibt es eher seltene aber für die Betroffenen meist sehr schwerwiegende Lichtallergien, die beispielsweise mit Hilfe besonderer Photo-Chemotherapien oder dauerhaft mit Immunsuppressiva behandelt werden müssen. Die gängigsten, eher harmlosen Hautreaktionen auf die Sonne können dagegen in der Regel sehr gut mit entzündungshemmenden kortisonhaltigen Salben oder juckreizlindernden Antihistaminika-Cremes oder Tabletten behandelt werden. Trotzdem: Wer empfindlich auf Sonne reagiert, sollte sich generell durch Kleidung und Sonnencreme schützen und vor allem die Mittagssonne meiden.

Vorsicht Hautkrebsgefahr!

Der kausale Zusammenhang zwischen Sonnenexposition und Hautkrebs ist medizinisch mittlerweile ebenso gesichert wie jener zwischen dem Tabakrauchen und Lungenkrebs. Laut der S3-Leitlinie zur Hautkrebsprävention der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) gilt „UV-Strahlung aufgrund der derzeitigen Erkenntnisse als der bedeutsamste Risikofaktor in der Ätiologie von Hautkrebs, auch wenn noch nicht alle Details der Induktion, Promotion und Progression von Hautkrebs beim Menschen geklärt sind.“ Neben bestimmten genetischen Voraussetzungen gelten insbesondere ein heller Hauttyp sowie viele Leberflecke als Risikofaktor für Hauttumore. Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft bildet sich jedes dritte maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs) aus einem bereits vorhandenen Leberfleck. Man weiß auch, dass häufige Sonnenbrände im Jugendalter die Entstehung von Hautkrebs begünstigen können. Als ein Beleg dafür gelten nach Angaben der Deutschen Krebshilfe die steigenden Diagnosezahlen von schwarzem Hautkrebs bei Frauen zwischen 20 und 30 Jahren. In dieser Altersgruppe sei das maligne Melanom laut Krebsregister bereits die häufigste Krebserkrankung. Experten sehen hier einen deutlichen Zusammenhang mit dem „Trend zum Solariumbesuch“. Die späteren Auswirkungen der UV-Licht-Exposition würden dabei oft unterschätzt.

Der schwarze Hautkrebs ist zwar im Vergleich zum hellen Hautkrebs seltener aber dafür umso gefährlicher. Wie die Barmer GEK 2017 auf Basis von Zahlen des Statistischen Bundesamtes verkündete, ist die Zahl der Krankenhausbehandlungen mit der Diagnose Hautkrebs zwischen 2010 und 2015 bundesweit um 17,1 Prozent gestiegen. Knapp ein Viertel aller Behandlungsfälle entfiel demnach auf die gefährlichste Form, den „schwarzen“ Hautkrebs (Melanom), gut drei Viertel auf den weitaus häufiger vorkommenden „hellen“ Hautkrebs (Basalzellkarzinom und Stachelzellkarzinom). Die weit überwiegende Zahl der stationär behandelten Patienten war älter als 65 Jahre.

Schwarzer Hautkrebs

Der schwarze Hautkrebs geht wie an anderer Stelle bereits beschrieben von den pigmentbildenden Zellen aus. Die Melanome können, ohne dass der Betroffene Schmerzen verspürt, bereits im frühen Stadium streuen und Metastasen in Lymphknoten und anderen Organen bilden. Umso wichtiger ist es, den Tumor möglichst früh zu entdecken und chirurgisch vollständig zu entfernen. Wenn die bösartigen Tumore mehr als 2 Millimeter in die Haut hineinragen, werden die Patienten ergänzend zum Eingriff mit dem Immuntherapeutikum Interferon alpha behandelt. Dadurch sollen körpereigene Abwehrkräfte gestärkt und dazu gebracht werden, sich gegen möglicherweise verbleibende Krebszellen zu wehren. Haben sich bereits Metastasen im Körper gebildet, können neben der Immuntherapie auch Strahlen- bzw. Chemotherapien oder mitunter bestimmte gezielte immunologische Behandlungen, die sogenannte „targeted therapy“ zum Einsatz kommen. Hier gibt es mittlerweile mehrere innovative Mittel in Form sogenannter monoklonaler Antikörper, die, oft auch in Kombination angewandt, den Krebs zwar nicht heilen, aber das Überleben des Patienten deutlich verlängern können.

Heller Hautkrebs

Zum hellen Hautkrebs zählen das Basalzellkarzinom (Basaliom) und das Plattenepithelkarzinom (Spinaliom). Basalzellkarzinome sind nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft die am häufigsten festgestellten bösartigen Tumore überhaupt, in Deutschland erkranken demnach pro Jahr mindestens 130.000 Personen daran. Meistens befinden sich die Tumore im Kopf- oder Halsbereich. Basaliome können zwar auswuchern und auch Knorpel oder Knochen angreifen, sie bilden im Gegensatz zum malignen Melanom aber keine Metastasen. Das macht sie besser therapier- und heilbar. Standardmäßig wird der Tumor chirurgisch vollständig entfernt, manchmal kann er auch mit Hilfe anderer, nicht operativer Verfahren, wie zum Beispiel Laser oder auch spezieller arzneihaltiger Cremes behandelt werden. Seit neuestem gibt es außerdem für besonders schwere Fälle Arzneimittel in Tablettenform. Genauso wie das Basaliom entsteht das Plattenepithelkarzinom an besonders der Sonne ausgesetzten Körperstellen, insbesondere im Gesicht.

Es gilt laut Deutscher Krebsgesellschaft geradezu als „Paradebeispiel für ein durch Sonnenlicht ausgelösten Tumor“ und entsteht häufig bei Menschen, die von Berufs wegen im Freien arbeiten, zum Beispiel Dachdecker oder Straßenbauer. Aber auch immungeschwächte Personen erkranken mitunter schneller an dieser Tumorart, zum Beispiel nach einer Organtransplantation. In seltenen Fällen kann das Spinaliom Metastasen bilden. Besteht dieses Risiko, dann muss nicht nur das Karzinom, sondern auch die angrenzenden Lymphknoten mit entfernt werden. Sind bereits Tochtergeschwülste vorhanden, dann werden meistens eine Chemotherapie oder gezieltere Therapien wie beim schwarzen Hautkrebs eingeleitet.

Dermatologe Dr. med. Martin Schomaker im Gespräch. Er ist Oberarzt in der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Vivantes Klinikum in Berlin-Spandau.

Welchen Risiken ist unsere Haut im Sommer ausgesetzt?

Dr. Schomaker: Als größtes Organ des menschlichen Körpers ist unsere Haut nach außen stark exponiert und daher vielen Risiken von außen ausgesetzt. Im Zusammenhang mit dem Sommer spielt vor allem die UV-Strahlung eine Rolle. Die kurzwellige UVC-Strahlung wird zwar durch die Ozonschicht gefiltert und erreicht uns nicht, aber die UVA- und UVB-Strahlungen kommen durch und können problematisch für die Haut sein. Vor allem weil sie einen akuten Sonnenbrand, aber auch chronische Sonnenschäden auslösen können. Zum Beispiel können Pigmentflecken entstehen, außerdem kann die Haut vorzeitig altern und auch das Risiko von Hautkrebs kann durch die Sonne gefördert werden.

Wie kann ich mich denn vor Sonnenbrand am besten schützen?

Dr. Schomaker: Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, sollte eine UV-feste Sonnenbekleidung tra-gen. Ansonsten gilt: Benutzen Sie Sonnencreme! Aber achten Sie darauf, dass Sie in der Creme einen UVA- und UVB-Anteil haben und wählen Sie einen ausreichenden Lichtschutzfaktor von mindestens 20. Und wenn auf der Tube „wasserfest“ steht, dann heißt das nicht, dass die Creme auf der Hautbleibt, wenn Sie in die Meeresbrandung gehen. So wasserfest ist keine Sonnencreme, also cremen Siesich nach dem Baden noch einmal ein. Ansonsten gilt immer die Regel, zwischen 12 und 15 Uhr mög-lichst nicht in die Sonne zu gehen. Ein kleiner Spaziergang ist natürlich in Ordnung, aber machen Sie kein ausgedehntes Sonnenbad. Etwas ältere Herren mit spärlicher Kopfbehaarung sollten besonders aufpassen und eine Kopfbedeckung tragen.

Wie groß ist die Hautkrebsgefahr im Sommer und wie kann ich das Risiko minimieren? Spielt mein Hauttyp eine Rolle?

Dr. Schomaker: Ja, das Hautkrebsrisiko hängt sehr stark vom Hauttyp ab. Es gibt die sogenannten keltischen Hauttypen, also die vor allem im Norden Europas angesiedelt sind. Rote Haare, helle Haut, viele Sommersprossen. Die haben ein sehr hohes Risiko, denn sie bekommen sofort einen Sonnen-brand. Sie sollten eigentlich gar nicht sonnenbaden. Dann gibt es den europäischen Typ II mit helleren Haaren, der auch bestimmten Risiken durch Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Etwa 20 Minuten äu-ßerst intensive Sonneneinstrahlung reichen da schon aus, um einen Sonnenbrand zu initiieren. Deshalb ist Sonnencreme unerlässlich. Die dunkleren mediterranen Typen und vor allem die Schwarzafrikaner haben hingegen wenige bis gar keine Probleme. Bei ihnen tritt praktisch nie Hautkrebs auf.

Wie entsteht Hautkrebs eigentlich?

Dr. Schomaker: Da gibt es keine allgemeingültige Antwort. Hautkrebs ist ja nicht gleich Hautkrebs. Es gibt im Wesentlichen drei Arten. Der übelste Geselle, das ist der schwarze Hautkrebs. Bei der Entste-hung dieser Krebsart spielt die Sonne eine Rolle, aber sie erklärt nicht alles. Es gibt inzwischen sogar Kollegen, die sagen, die Sonne spielt da überhaupt keine große Rolle. Wohingegen die beiden anderen weißen Hautkrebsarten, das Basalzellkarzinom und der Stachelzellkrebs einen eindeutigen Bezug zur UV-Strahlung haben. Das sehen Sie daran, dass diese Tumore vor allen Dingen auf den sogenannten Sonnenterassen vorkommen: Auf der Unterlippe, dem obere Anteil des Ohrs oder auf der Nasenspitze. Also auf Hautarealen, die wirklich konsequent der Sonne ausgesetzt sind. Bei den weißen Krebsarten gibt es also schon einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Sonneneinstrahlung und der Entstehung dieser Krebse, aber nicht immer trifft es zu.

Warum sind besonders Kinder und Jugendliche gefährdet?

Dr. Schomaker: Ganz einfach weil sie den Krebs noch erleben können. Sie müssen eines wissen: Ein Sonnenbrand ist per se, abgesehen von der akuten Problematik, kein Problem denn er heilt wieder ab. Problematisch ist aber, dass die Haut sich die Sonnenbrände merkt und mitunter ganz langsam Krebszellen bildet. Der Krebs braucht dann 20, 30 oder sogar 40 Jahre, um zu entstehen. Da ist natürlich ganz klar, dass Kinder das noch erleben können. Ein 80jähriger, der einen Sonnenbrand hat, für den ist das sicherlich nicht so gefährlich, weil er nicht 120 wird, aber ein siebenjähriger Junge kann dann mit 30 oder 40 Jahren ein Melanom entwickelt haben.

Lässt sich Hautkrebs eigentlich gut behandeln oder sogar heilen?

Dr. Schomaker: Das kommt darauf an. Der Basalzellkrebs, der mit Abstand häufigste Hautkrebs, ist eigentlich sehr gut zu behandeln. Da reicht eine einfache und schnelle chirurgische Behandlung aus. Wenn man es schafft, den Tumor vollständig mit dem Skalpell zu entfernen, ist die Sache selbst bei fortgeschrittenen Formen erledigt. Da kommt nichts nach, die Karzinome streuen nicht, der Mensch ist geheilt. Beim Stachelzellkrebs ist es ähnlich, die haben zwar das Potenzial zu streuen, aber nur in sehr geringem Ausmaß und nur, wenn sie schon sehr weit fortgeschritten sind. In der Regel kann man die Betroffenen also auch durch einen chirurgischen Eingriff heilen. Beim bösartigen schwarzen Melanom ist es etwas problematischer. Wenn Sie den Tumor im Anfangsstadium diagnostizieren und das tun wir immer häufiger, dann ist der Patient auch hier durch eine einfache kleine Operation geheilt. Wenn der Krebs aber schon fortgeschritten ist kann es sein, dass sich trotz vollständiger chirurgischer Entfernung des Tumors nach Monaten oder Jahren Metastasen bilden. Dann kann man den Patienten eigentlich nicht mehr heilen.

Inwieweit spielen denn Medikamente bei der Therapie von Hautkrebs eine Rolle? Hat sich hier in der Forschung etwas getan?

Dr. Schomaker: Ja, da hat sich etwas getan. Ich bin seit 20 Jahren in der Dermatologie tätig und wir haben lange Zeit keine wirksamen Therapien beim streuenden schwarzen Hautkrebs gehabt. Seit einigen Jahren existieren nun Medikamente, neun sind inzwischen auf dem Markt, die hochwirksam sind. Zwar können wir den Patienten in der Regel immer noch nicht heilen, aber wir können die Tumorzellen bei vielen Patienten reduzieren und in bestimmten Fällen eine Lebensverlängerung erzielen. In Einzelfällen ist sogar schon eine Heilung beschrieben worden.

Herr Dr. Schomaker, sollte man angesichts dieser vielen Gesundheitsrisiken nicht besser im Sommer in den eigenen vier Wänden bleiben?

Dr. Schomaker: Nein, genau das sollen Sie eben nicht tun! Es gibt überhaupt keinen Grund vor der Sonne Angst zu haben. Wir brauchen sie, zum Beispiel für die Synthese des wichtigen Vitamins D. Wir brauchen sie, auch das ist erwiesen, für eine gesunde Psyche. Wenn einer von unseren Patienten Haut-krebs hatte, dem rate ich nicht, immer zu Hause zu bleiben. Im Gegenteil, er sollte rausgehen, sich vernünftig kleiden, mit entsprechend Sonnenschutz versorgen und auch die Kinder am Strand spielen lassen solange es nicht zwischen 12 und 15 Uhr ist.

Quelle: Vivantes Klinikum

Hochgerechnet rund ein Fünftel der deutschen Bevölkerung verwendet nie Sonnencreme. Nur etwa jeder achte cremt sich an mehr als 20 Tagen im Jahr mit Sonnenschutzmittel ein, an 10 bis 20 Tagen verwendet nur knapp etwa jeder fünfte Sonnencreme. Die Statistik zeigt, dass die Verwendung von Sonnencreme in Deutschland bereits seit vier Jahren stagniert.

 

  • …die Haut nicht nur das größte sondern auch das schwerste Organ ist? Sie kann eine Fläche von bis zu drei Quadratmeter aufweisen und bis zu 14 Kilogramm wiegen.
     
  • …man auch im Schatten einen Sonnenbrand bekommen kann? Nach Angaben des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) kann auch hier noch bis zu 90 Prozent der Strahlung ankommen.
     
  • …Arzneimittel die Lichtempfindlichkeit der Haut steigern können? Das trifft zum Beispiel für einige Antibiotika, Diuretika oder auch Antiepileptika zu.
     
  • …der australische Schauspielstar Hugh Jackman sonnenbedingt an Hautkrebs leidet? Der 46-Jährige wurde schon zum dritten Mal wegen eines Basalzellkarzinoms operiert und mahnt seine Fans nun, unbedingt Sonnencreme zu benutzen.
     
  • …auch Tiere einen Sonnenbrand bekommen können? Besonders gefährdet sind Hunde und Katzen mit kurzem oder weißem Fell.
     
  • ...es eine Pflanze gibt, deren Saft in Verbindung mit Sonnenlicht schwere Hautverbrennungen hervorrufen kann? Ohne Sonne ist der giftige Saft des sogenannten Bärenklaus jedoch ungefährlich und hinterlässt keine Spuren auf der Haut.
     
  • …maßvolles Sonnenbaden nach ärztlicher Absprache Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte lindern kann? Der Grund: Die UV-Strahlen wirken antientzündlich, lindern Juckreiz und verlangsamen die Bildung von Hautzellen.
     
  • …Haare und Fingernägel sogenannte Hautanhangsgebilde sind? Es handelt sich um Gewebe, das sich aus Zellen der Dermis und Epidermis bildet.

BPI-Themendienst "Sonnenbrand" als Download