Onkologie
Er ist omnipräsent: „Krebs“ – die gefürchtete Volkskrankheit. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Wie entstehen Tumore und wie kann man sie medizinisch bekämpfen? Wie viele Menschen sind betroffen? Diese und viele weitere Fragen bewegen unsere Gesellschaft – in der BPI-Themenwelt bieten wir Antworten.
Die Wissenschaft beschäftigt sich seit vielen Jahren sehr intensiv mit der Krebsforschung. Die Onkologie ist womöglich derzeit weltweit der prominenteste Forschungs- und Entwicklungsbereich. Jedes Jahr entwickeln pharmazeutische Unternehmen weitere innovative Therapiemöglichkeiten im Kampf gegen den Krebs. Im Jahr 2024 gab es elf Neueinführungen auf dem deutschen Markt (Stand 17.12.2024).
Der BPI engagiert sich dafür, den Standort Deutschland zu stärken – und damit auch die Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung – sodass Patientinnen und Patienten bestmöglich von innovativen Therapien profitieren können.
Die Onkologie ist ein Fachbereich der Medizin, der sich mit allen Tumor- bzw. Krebserkrankungen beschäftigt. Dementsprechend sind Onkologinnen und Onkologen auf die Diagnostik und Behandlung von Tumorerkrankungen spezialisiert. Dabei steht der bösartige Tumor – auch „Krebs“ genannt – im Vordergrund.
Das Wort Tumor kommt aus dem Latein tumor und bedeutet Geschwulst oder Schwellung. Die Tumore werden dabei in gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Tumore unterteilt. Sie haben aber beide gemeinsam, dass es zu einer Raumforderung durch unkontrolliertes Wachstum von Gewebe kommt.
Der Unterschied zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren besteht darin, dass der gutartige Tumor meist lokal begrenzt bleibt und gut abgegrenzt von dem restlichen Gewebe ist, sodass eine operative Entfernung zum Ziel führt.
Der bösartige Tumor hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass er zwar lokal wächst, aber durch seine schnellere Teilungsrate auch andere Zellen zerstört, infiltriert und sich auch auf andere Organe und Gewebe ausbreiten kann (metastasiert).
Die weltweite Krebslast wird dem Global Oncology Trends 2024-Bericht des IQVIA-Instituts zufolge bis 2050 rasant um 61 Prozent ansteigen – das bedeutet: 32 Millionen Neudiagnosen im Jahr weltweit. 2022 waren es 20 Millionen Krebsdiagnosen und 10 Millionen Todesfälle weltweit. Im Jahr 2022 wurde bei fast drei Millionen Menschen in der EU Krebs neu diagnostiziert. 1,3 Millionen starben an Krebs.
In Deutschland erkrankten im selben Jahr über 236.000 Frauen und über 267.000 Männer neu an Krebs. Insgesamt starben knapp 230.000 Menschen. Damit ist Krebs die zweithäufigste Todesursache nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Der Frühdiagnostik und Vorsorgeuntersuchungen kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Je früher Krebsvorstufen und Frühstadien erkannt werden, desto schneller lassen sie sich therapeutisch bekämpfen.
Je nach Art und Stadium ist Krebs heutzutage nicht notwendigerweise ein Todesurteil. Auch dank pharmazeutischer Forschung und immer mehr Therapiemöglichkeiten, steigt die relative 5-Jahres-Überlebensrate kontinuierlich. Ein relatives 5-Jahres-Überleben von beispielsweise 60 % bedeutet, dass fünf Jahre nach einer Krebsdiagnose der Anteil der Überlebenden 60 % des Anteils beträgt, der in der Gesamtbevölkerung gleichen Alters und Geschlechts im gleichen Zeitraum beobachtet wird.
Zu den wichtigsten Therapien gehören:
- Chirurgie
- Strahlentherapie
- Chemotherapie
- Therapie mit Radiopharmaka
- (Anti-)Hormontherapie
- Zielgerichtete Therapie
- Immuntherapie
- Stammzelltransplantation
Chirurgie bei Krebs – Operationen entscheiden oft über die Prognose
Die Operation ist eine der ältesten und häufigsten Behandlungsmethoden von Tumoren und stellt einen Grundpfeiler der Krebstherapie dar. Chirurgische Eingriffe sind oft entscheidend für den Krankheitsverlauf und die weitere Prognose.
Bereits bei der Diagnostik beginnt die Arbeit des chirurgischen Personals. Diese entnehmen Biopsien, welche von der pathologischen Abteilung untersucht werden. Wenn möglich, wird der Primärtumor entfernt. Durch diese Operationen können Patientinnen und Patienten geheilt werden. Eine solche Operation sorgt auch dafür, dass der Krebs nicht in andere Organe oder Gewebe streut.
In den letzten Jahren konnten eine Vielzahl an Innovationen auch bei den Operationsmethoden erzielt werden. Diese haben nicht nur Vorteile für den Patienten, wie beispielsweise weniger Komplikationen oder kürzere Krankenhausaufenthalte, sondern auch für das ärztliche Personal. Der Einsatz von Robotern, Vergrößerungstechniken oder 3D-Sicht kann die Präzision steigern.
Strahlentherapie – Energie gegen den Krebs
Etwa jeder Zweite Krebserkrankte erhält im Laufe der Behandlung eine Strahlentherapie, doch was verbirgt sich dahinter?
Bei einer „Bestrahlung“ wird der Tumor lokal mit sehr energiereicher Strahlung bestrahlt (deutlich stärker als UV-Strahlung).
Diese Strahlung ist so stark, dass sie Körperzellen gezielt schädigen kann, und die Tumorzellen in ihrer Teilungsfähigkeit schwächt oder gar tötet. Da sich Tumorzellen besonders häufig teilen, sind sie anfälliger für solche „Schäden“ und erholen sich schlechter von der intensiven Strahlungsenergie, was der Therapie zu Gute kommt.
Eine Strahlentherapie bietet sich an, um beispielsweise einen großen Tumor zu verkleinern. Wird er anschließend operativ entfernt, kann ein Wiederauftreten mitunter (Rezidive) verhindert werden. Die Strahlentherapie spielt aber auch in fortgeschrittenen Stadien eine entscheidende Rolle, da sie wertvolle Zeit für Erkrankte gewinnt und somit einen unverzichtbaren Bestandteil der onkologischen Behandlung darstellt.
Chemotherapie – Was verbirgt sich dahinter?
Bei einer Chemotherapie erhalten die Erkrankten sogenannte Zytostatika. Zytostatika greifen in den Zellzyklus ein und verhindern an unterschiedlichen Stellen des Zyklus die Zellteilung. Die Zellteilung läuft prinzipiell in allen Zellen gleich ab, sodass jedoch auch gesunde Zellen geschädigt werden.
Da unsere Haarzellen „schnell teilende“ Zellen sind, sind diese besonders von einer Chemotherapie betroffen. Das ist auch der Grund dafür, dass den Patientinnen und Patienten im Laufe einer Chemotherapie sämtliche Haare ausfallen.
Ziel der Chemotherapie ist es den Tumor in seinem Wachstum zu hemmen, zu verkleinern, oder im besten Fall zu zerstören.
Im Unterschied zur Strahlentherapie handelt es sich hierbei um eine sogenannte systemische Therapie, die in Form von Infusionen oder Tabletten verabreicht wird. Der Wirkstoff verteilt sich im gesamten Körper und kann so auch weitere Tumorzellen erreichen (Metastasen), die sich vom ursprünglichen Tumor entfernt haben.
Therapie mit Radiopharmaka
Die Nuklearmedizin setzt Substanzen mit geringer radioaktiver Strahlung (Radioisotope) ein, um Krankheiten zu erkennen und zu behandeln. Damit sie gezielt wirken, verbindet man sie mit speziellen Trägermolekülen. Diese Moleküle steuern direkt zum Tumor und setzen dort ihre Strahlung frei. So zerstören sie Krebszellen, ohne gesundes Gewebe stark zu belasten. Im Vergleich zu anderen therapeutischen Maßnahmen verursacht diese Therapie weniger Nebenwirkungen.
Die Kombination eines Radioisotops mit einem Trägermolekül wird als Radiopharmakon bezeichnet. Ein Teil der beständig wachsenden Anzahl von zugelassenen oder sich in Entwicklung befindenden Radiopharmaka wird unter dem Begriff Radioliganden subsummiert.
In der Therapie nutzt man unterschiedliche Arten von Strahlung (z. B. Alpha- oder Beta-Strahlung), um gezielt auf die Krebsart zu reagieren. In der Diagnose setzt man auf Gammastrahlung, um Krebsherde sichtbar zu machen. So können Ärzte Verdachtsdiagnosen bestätigen und eine passende Therapie empfehlen. Letztere sind darauf ausgerichtet, die Krebserkrankung möglichst effektiv zu kontrollieren und damit die Lebenserwartung der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Da die Behandlung auf die jeweiligen Patienten abgestimmt wird, spricht man auch von personalisierter Medizin.
(Anti-)Hormontherapie – Können Hormone Krebs auslös(ch)en?
Hormone sind Botenstoffe, die zahlreiche Mechanismen im Körper regulieren, so auch das Zellwachstum. Einige Tumore wie Brustkrebs und Prostatakrebs werden durch Geschlechtshormone getriggert und entwickeln sich aus hormonempfindlichen Geweben. Diese Tumore besitzen meistens eine Vielzahl von Hormonrezeptoren. Sie werden somit immer weiter in ihrem Wachstum durch die körpereigenen Hormone stimuliert.
Weitere Hormon-abhängige Karzinome sind die des Gebärmutterkörpers (Endometrium), Gebärmutterhals (Zervix) oder Eierstock (Ovarial)-Karzinom und weitere gynäkologische Krebsformen.
Der Tumor kann auch selbst in der Lage sein, Hormone zu produzieren. Dieses Überangebot an Hormonen, kann zu erheblichen Symptomen führen.
Eine Hormontherapie unterdrückt die Hormonbildung selbst bzw. verhindert die Aktivierung von körpereigenen Hormonen in den Krebszellen. Der Begriff der „Anti-Hormontherapie“ ist daher treffender.
Bei hormonell-bedingten Tumore kann eine Anti-Hormontherapie – auch bekannt als endokrine Therapie –zum Einsatz kommen. Dem Tumor wird dabei das „Futter“ zum Wachsen entzogen.
Diese Therapie kann an verschiedenen Punkten in die Kaskade eingreifen:
- Die Produktion des Hormons durch den Organismus wird heruntergefahren.
- Dies ist erreichbar durch eine operative Entfernung von hormonproduzierenden Drüsen/ Geweben oder
- durch einen medikamentösen Eingriff in den hormonellen Stoffwechsel.
- Das Ansprechen des Tumors auf die Hormone wird unterdrückt, indem die Kopplung an den dafür vorgesehenen Rezeptor blockiert wird.
Im Vergleich zur Strahlen- oder Chemotherapie richtet sich die Hormontherapie lediglich gegen Tumorzellen und weist vergleichsweise weniger Nebenwirkungen auf.
Eine alleinige Hormontherapie reicht meistens jedoch nicht für eine vollständige Heilung aus, sodass häufig Kombinationstherapien zum Einsatz kommen.
Im Gegensatz zu einer Anti-Hormontherapie kann aber auch die Zufuhr von bestimmten Hormonen bei spezifischen Hormon-abhängigen Krebsarten eine effektive Therapieoption sein. Eine sorgfältige Diagnostik, um die Hormonempfindlichkeit zu bestimmen, ist dabei essenziell.
Fortschritte in der Behandlung – Wie zielgerichtete Therapien die „Chemo“ ablösen
Die meisten Arzneimittelinnovationen gibt es derzeit im Bereich der Onkologie.
Auf der Suche nach innovativen Therapien versuchen pharmazeutische Unternehmen neue Ansätze zu finden, mit denen sich ein Tumor noch gezielter angreifen lässt, weniger gesunde Zellen geschädigt werden und sich damit auch die einhergehenden Nebenwirkungen reduzieren lassen. Diese neuen molekularbiologischen Therapien nennen sich auch „zielgerichtete Therapien“ (engl. “Targeted Therapy“).
Der Einsatz zielgerichteter Krebstherapien nimmt zu, was in erster Linie auf Innovationen bei neuartigen Modalitäten und Targets wie PD-1/PD-L1, Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, CAR-T-Zell-Therapien und bispezifischen Antikörper zurückzuführen ist. 25 neuartige onkologische Wirkstoffe (NAS) wurden im Jahr 2023 weltweit eingeführt, womit die Gesamtanzahl seit 2014 auf 192 angestiegen ist. Die EMA hat nun zum zweiten Jahr in Folge 2024 ebenfalls 13 NAS für hämatologische und solide Tumore zugelassen.
Weitere Informationen zur Präzisionsonkologie finden Sie auf der BPI-Themenseite „Arzneimittelinnovationen“.
Wie adressieren zielgerichtete Therapien ihr Ziel?
Zielgerichtete Arzneimitteln umfassen unter anderem molekularbiologisch hergestellte monoklonale Antikörper (erkennbar an Endung „-mab“ für monoclonal antibodies), die hochspezifisch an Rezeptoren an der Zelloberfläche binden können. Darüber hinaus gehören auch Inhibitoren, sogenannte Kinasehemmer (Wirkstoffname endet auf „-mib“ oder „-nib“), die in die Tumorzelle eindringen und dort gezielt intrazelluläre Signale blockieren. Kinasen sind Enzyme, die an der Weiterleitung von Wachstums- oder Proliferationssignalen beteiligt sind, welche so auch das Wachstum und die Proliferation von Krebszellen fördern.
Diese Wirkstoffe entfalten ihre therapeutische Wirkung auf unterschiedliche Weise:
- Inhibition von Wachstumsfaktoren: Diese Arzneimittel neutralisieren zum Beispiel bestimmte Botenstoffe, über welche die Zelle bestimmte Befehle bekommt, etwa sich zu vermehren.
- Blockade von Oberflächenrezeptoren: Die Medikamente besetzen bestimmte „Antennen“ an der Zelloberfläche (Rezeptoren genannt), an die die Botenstoffe andocken.
- Störung intrazellulärer Signalwege: Die Arzneimittel behindern bestimmte Signalwege im Inneren der Zelle, wodurch die Signalweiterleitungen an den Zellkern unterbunden werden.
Zielgerichtete Therapien können somit die unkontrollierte Teilung und das Wachstum von Krebszellen unterdrücken. Darüber hinaus können sie die Bildung neuer Blutgefäße (Angiogenese), die die Tumorzellen für ihr Wachstum benötigen, gezielt stören. Einige Substanzen fördern zudem den programmierten Zelltod (Apoptose) der Krebszellen oder beeinträchtigen zelluläre Abbauprozesse (wie z. B. Autophagie), wodurch die Krebszellen durch die Anhäufung zellulärer „Abfallprodukte“ geschwächt werden.
Antikörper als Wegweiser
Antikörper können auch als Transportvehikel zum Ort des Geschehens dienen. In diesem Fall sind sie an eine zytotoxische Substanz, die sonst in Form einer Chemotherapie eingesetzt wurde, gekoppelt und transportieren diese gezielt zum Tumor. Die Substanz kann dann in oder an den Tumorzellen direkt die Wirkung entfalten und ist somit deutlich verträglicher.
Immuntherapien: Wenn der eigene Körper den Tumor bekämpft
Eigentlich sollte das Immunsystem bösartig veränderte Zellen im Körper erkennen, doch Tumorzellen können dem Immunsystem auf verschiedenen Wegen ausweichen. Deshalb forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler intensiv daran, wie sich diese Ausweichmechanismen der Krebszellen gezielt ausschalten lassen. Ein Beispiel dafür sind die Checkpoint-Inhibitoren. Das Immunsystem besitzt sogenannte Immun-Checkpoints, die die eigene Immunabwehr bremsen, damit das Immunsystem keine eigenen Zellen bekämpft.
Die Tumorzellen können gezielt diese Kontrollpunkte so ansprechen, dass sie dem Immunsystem entgehen und nicht als „fremd“ erkannt werden. Durch die Checkpoint-Inhibitoren wird dieser Mechanismus verhindert und das Immunsystem hat „freie Bahn“ um die mutierten Zellen zu bekämpfen.
Eine andere Möglichkeit dem Immunsystem die Aufgabe der Tumorbekämpfung zu überlassen ist, es mit den „richtigen“ Werkzeugen auszustatten. Bei einer CAR-T-Zell-Therapie findet genau das statt. Körpereigene Immunzellen (T-Zellen) des Erkrankten werden entnommen und so modifiziert, dass sie bei erneuter Infusion zielgerichtet den Tumor bekämpfen, indem sie mit ihrem modifizierten Rezeptor direkt an die Tumorzellen andocken können. Die CAR-T-Zell-Therapie wird als Gentherapie eingestuft und ist sozusagen ein „lebendes Medikament“, denn sie besteht aus lebenden Immunzellen des Patienten.
Stammzellentransplantation
Eine besondere Form der Behandlung von Blutkrebserkrankungen erfolgt durch die Übertragung von blutbildenden Stammzellen (gewonnen aus dem Knochenmark oder Stammzellen) besonders bei der Behandlung von Leukämien, dem myelodysplastischen Syndrom, aber auch bei Lymphomen und Multiplen Myelom. Die benötigten Stammzellen für eine Transplantation werden aus dem Knochenmark oder dem Blut der betroffenen Patientinnen und Patienten oder von geeigneten Spendern gewonnen. Voraussetzung für eine Knochenmarktransplantation ist die sogenannte Konditionierung. Hierbei handelt es sich um das Erreichen einer Remission durch eine vorangegangene Krebstherapie. Remission bedeutet, dass Tumorzellen vorübergehend zurückgehen oder verschwinden, ohne dass jedoch eine Heilung erreicht wird. Im Anschluss werden dem Erkrankten gesunde Stammzellen intra venös verabreicht. Bei einer erfolgreichen Transplantation kann der Erkrankte dauerhaft geheilt werden.
Rund 40 Prozent aller Krebserkrankungen könnten durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden. Dazu gehören beispielsweise eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung sowie der Verzicht auf Tabak- und Alkoholkonsum. Jedoch entsteht Krebs nicht nur durch „klassische“ und vermeidbare Risikofaktoren und genetischen Faktoren, sondern auch durch zufällige Fehler während der Zellteilung, die im Laufe des Lebens immer wahrscheinlicher werden.
Zu den bekanntesten Krebsarten, welche durch vermeidbare Risikofaktoren ausgelöst werden können, zählen der Lungen-, Haut-, Darm und Brustkrebs. Aber auch Krankheitserreger, wie Viren, Bakterien und Parasiten können Jahre nach einer Infektion eine Krebserkrankung begünstigen.
Seit 2006 gibt es eine effektive Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV). HP Viren können neben Gebärmutterhalskrebs auch Anal-, Penis- und Mund-Rachen-Krebs auslösen. Sowohl Mädchen als auch Jungen können sich vorbeugend schützen, indem sie sich idealerweise vor ihrem ersten Geschlechtsverkehr, impfen lassen.
Diese HPV-Krebsimpfung war die erste ihrer Art und wurde weltweit als Durchbruch in der Krebsprävention gefeiert. Australien gilt dank umfassender Früherkennungs- und HPV-Impf-Programmen als Vorreiter in der Prävention und Bekämpfung des Zervixkarzinoms. Die HPV-Durchimpfungsrate der australischen Bevölkerung liegt bei über 80 % wodurch die Zervixkarzinominzidenz in den letzten 30 Jahren halbiert werden konnte.
Des Weiteren wird für die Krebsprävention auch dringend eine Hepatitis B Impfung empfohlen, da eine Infektion mit Hepatis B ein wichtiger Risikofaktor für Leberkrebs darstellt.
Was sind therapeutische Impfstoffe?
Therapeutische Impfstoffe bzw. Vakzine stimulieren das Immunsystem. Sie sind in der Lage infizierte oder auch mutierte Zellen, wie z. B. Krebszellen, zu bekämpfen und abzutöten.
Was unterscheidet prophylaktische Impfstoffe von therapeutischen Impfstoffen?
Therapeutische Impfungen werden erst nach Eintreten der Erkrankungen angewendet. Prophylaktische Impfungen, wie z. B. die Influenza- oder Covid-19-Impfung, beugen der Entstehung von Erkrankungen vor.
Was sind Krebsimpfstoffe?
Therapeutische Impfstoffe in Bezug auf Krebserkrankungen sind eine Form der Immuntherapie.
Eine therapeutische Krebsimpfung wirkt gegen krebsspezifische Oberflächenproteine der Krebszellen. Sie sorgen dafür, dass Tumorantigene eine Immunantwort stimulieren und Krebszellen erkennen und eliminieren.
Anders als präventive Impfstoffe, wie z. B. die Influenza- oder Covid-19-Impfung, die vor einer Infektion schützen, behandeln Krebsimpfstoffe Menschen, die bereits an einer Krebserkrankungen leiden. Zudem können therapeutische Impfstoffe gegen Krebs auch ein Wiederauftreten der Krebserkrankung verhindern.
Zu der Gruppe der therapeutischen Krebsimpfstoffe zählen Protein/Peptid-Impfungen, DNA/mRNA-Impfungen, zellbasierte-Impfungen und Immuntherapien. Vor allem sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren, CAR-T-Zell-Therapien und bispezifische Antikörper finden bisher einen Einsatz und stellen ein vielversprechendes Potenzial für die Krebsforschung dar.
Protein- oder Peptid-Impfungen bestehen aus geeigneten Kombinationen von Krebsproteinen oder -peptide als Erkennungsstruktur.
DNA- oder mRNA-basierte Impfungen enthalten die komplette Bauanleitung des Proteins. Mit Hilfe dieser Bauanleitung können die Proteine selbst synthetisiert werden.
Zellbasierte Impfungen nutzen Zellen als Carrier, so konnten beispielweise mit dendritischen Zellen signifikante Ergebnisse in klinischen Studien erzielt werden. Impfungen mit dendritischen Zellen basieren auf der Extraktion aus einer Blutprobe. Die gewonnen dendritischen Zellen werden im Labor vermehrt, mit Oberflächenproteinen markiert und an die erkrankte Person zurückgeimpft. Dadurch kommt es zu einer Aktivierung der T-Zellen. Dahingegen nutzen zum Beispiel virusbasierte Tumorimpfungen Viren als Vektor.
Jedoch besteht auch bei der Therapie mit Krebsimpfstoffen die Gefahr von Nebenwirkungen, insbesondere in Form von einer überschießenden Immunantwort.
Wie werden Krebsimpfstoffe hergestellt?
Die Impfstoffe werden für jede Person individuell hergestellt. Dabei wird während einer Operation sowohl erkranktes Tumorgewebe als auch gesunde Zellen entnommen. Mit Hilfe von DNA-Sequenzierung und in einigen Fällen dem Einsatz von künstlicher Intelligenz wird die Probe analysiert, sodass im Anschluss ein personalisiertes Krebsmedikament speziell auf den Tumor des Patienten zugeschnitten werden kann.
Wie helfen Krebsimpfstoffe bei der Krebsbekämpfung?
Wie die prophylaktische Impfung gegen Infektionen regt auch die Krebsimpfungen das Immunsystem zum Handeln an. Die Krebsimpfstoffe senden ein Peptid/Protein oder einen Bauplan von Antigenen in Form von mRNA an die Zellen der erkrankten Person. Die Impfstoffe führen dazu, dass die Krebszellen nun Antigene präsentieren, welche vom Immunsystem erkannt und von gesunden Zellen unterscheiden werden können. Dadurch ist es möglich, die erkrankten Zellen zu erkennen, zu bekämpfen und zu zerstören.
Welche Arten von Krebs können behandelt werden?
Wissenschaftler auf der ganzen Welt beschäftigt die Frage welche Krebserkrankungen mit therapeutischen Impfstoffen behandelt werden können. Denn es gibt noch eine ganze Reihe an Krebserkrankungen bei denen die bisherigen Therapien nicht ausreichend wirken, sodass hier dringend innovative Therapien, auch in Kombination mit Standardtherapieverfahren, wie der Chemo- oder Strahlentherapie, entwickelt werden müssen. Zu den Krebserkrankungen gegen die therapeutische Impfungen erfolgreich sein könnten, gehören Haut-, Nierenzell-, Darm-, Leber-, Lungen-, Brust-, Prostata-, Eierstockkrebs und Hirntumore.
Zudem läuft die Forschung an dem ersten personalisierten mRNA-Krebsimpfstoff auf Hochtouren. Dieser stellt sogar eine dauerhafte Heilung in Aussicht.
- … ein Tumor immer von einer körpereigenen, einzelnen und gesunden Zelle ausgeht? Natürlich gibt es einige Faktoren und Umwelteinflüsse, die diese Mutationen triggern, aber der Ursprung wird trotzdem immer eine gesunde Zelle unseres Körpers sein.
- … der Grund für den Haarausfall bei Menschen, die eine Chemotherapie erhalten haben, die Geschwindigkeit der Zellteilung ist? Da sich unsere Zellen der Haare, wie die Tumorzellen, schneller als die meisten Körperzellen teilen, kommt es auch bei ihnen zum Abbruch der Zellteilung und damit zum Absterben.
- … etwa die Hälfte aller Krebspatientinnen und -patienten im Laufe ihrer Behandlung eine Strahlentherapie erhalten?
- … die moderne, innovative Onkologie zunehmend auf personalisierte Medizin / Präzisionsmedizin setzt, um die Therapien individuell auf die genetischen Profile der Tumore abzustimmen?
- … Krebs die zweit häufigste Todesursache ist, aber die Überlebensraten dank moderner und innovativer Therapien stetig steigen?
- … auch an einer therapeutischen Impfung gegen HPV geforscht wird?
- … sich die meisten Krebsimpfungen in der Präklinischen und Klinischen Phase befinden?
Stand Februar 2024
- Global Oncology Trends 2024: Outlook to 2028 - IQVIA
- Neue Medikamente: Innovationsbilanz 2024
- Onkologie – was ist das? | Helios Gesundheit
- Tumorerkrankungen.
- Cancer Today
- Data explorer | ECIS
- Jährliche Krebsneuerkrankungen und -todesfälle | Statista
- Statistiken zum Thema Krebs | Statista
- Krebs - Überlebensraten
- Chirurgie: Bedeutung für die Krebstherapie
- Strahlentherapie und Nuklearmedizin: Überblick | DKFZ - Krebsinformationsdienst
- Wie läuft eine Chemotherapie ab? | DKFZ - Krebsinformationsdienst
- Hormontherapie bei Krebs | DKFZ - Krebsinformationsdienst
- Human medicines in 2024
- BPI - Partner im Gesundheitswesen:Arzneimittelinnovationen
- Checkpoint-Inhibitor - DocCheck Flexikon
- Stammzelltransplantation » Behandlung » Krebs » Krankheiten » Internisten im Netz »
- Stammzelltransplantation
- Krebs vorbeugen
- Krebs vorbeugen: Das eigene Krebsrisiko senken | DKFZ - Krebsinformationsdienst
- Bewusst leben – Krebs vorbeugen
- Die WHO 2030 Cervical Cancer Elimination Initiative | Gynäkologie in der Praxis
- Immuntherapie: Therapeutische Impfung gegen Krebs - Die Nationale Dekade gegen Krebs
- Informationsblatt: Immuntherapie
- The Cancer Journal
- Exklusive Einblicke: So entstehen Biontechs Krebsimpfstoffe
- Immuntherapie: Therapeutische Impfung gegen Krebs - Die Nationale Dekade gegen Krebs
- Therapeutic Vaccination for HPV-Mediated Cancers
- Therapeutic cancer vaccines | Nature Reviews Cancer