Selbstmedikation
Bestmögliche Gesundheitsversorgung braucht rezeptfreie Arzneimittel.
Fakt
Mehr als jedes 2. in der Apotheke vor Ort abgegebene Arzneimittel ist ein rezeptfreies zur Selbstmedikation und wird selbst bezahlt.
Im Versandhandel dominiert in der Abgabe das Segment der rezeptfreien Arzneimittel (OTC, Selbstmedikation) mit 76 Prozent Umsatz- und 94 Prozent Absatzanteil versus verschreibungspflichtigen Arzneimitteln (Rx). Sie bieten bei leichteren Erkrankungen eine schnelle und sichere Behandlungsmöglichkeit.
Die Selbstmedikation ist daher die zweite Säule in der Gesundheitsversorgung.
Aktuelles
Während der COVID-19-Pandemie hat sich gezeigt, dass Arzneimittel zur Selbstmedikation eine besondere Rolle im Rahmen der Behandlung bzw. Linderung von Atemwegserkrankungen gespielt haben. Die Apotheke vor Ort bietet damit in der Versorgung einen niedrigschwelligen Zugang für die Patienten und/oder Konsumenten und gleichzeitig erfolgt durch die direkte Bezahlung in der Selbstmedikation eine Entlastung des ambulanten Sektors, vor allem aber der gesetzlichen Krankenkassen.
Neben ihrer Wirksamkeit sind rezeptfreie AM besonders gut verträglich und sicher in der Anwendung. Daher können sie – wie der Name Selbstmedikation besagt – auch vom Patienten bei leichten Beschwerden selbst gewählt und angewendet werden.
Wichtig ist grundsätzlich: Alle Arzneistoffe können nur wirken, wenn sie ordnungsgemäß angewendet werden. Falsch kombiniert oder zusammen mit bestimmten Lebensmitteln verlieren die Medikamente mitunter ihre Wirkung. Auch Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind möglich, wenn beispielsweise ein Arzneimittel zu oft oder mit unverträglichen Lebensmitteln zusammen eingenommen wird. Darauf macht der Beipackzettel aufmerksam.
Um sicher zu gehen, welches Arzneimittel in der Selbstmedikation das therapeutisch sinnvollste ist, verordnen Ärzte diese oftmals auf einem Grünen Rezept. Das Grüne Rezept zeigt, dass er die Anwendung eines bestimmten Arzneimittels für therapeutisch notwendig und zweckmäßig hält. Und der Apotheker weiß, welches Arzneimittel er konkret nach ärztlicher Auffassung an den Patienten abgeben soll.
Der Deutsche Apothekerverband (DAV), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) haben sich 2004 gemeinsam für die Einführung des Grünen Rezepts eingesetzt. Hierüber verordnete Arzneimittel sind selbst zu zahlen.
Im Jahr 2017 wurden laut ABDA 31,6 Prozent der Verordnungen nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel über das Grüne Rezept verordnet.
Stand der Dinge
Medikamente in der Selbstmedikation, so genannte „Over the counter“-Produkte (OTC), sind fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung. In der Therapie vieler Erkrankungen gehören rezeptfreie Arzneimittel selbstverständlich mit dazu. Aus gutem Grund: Weil die verschreibungsfreien Arzneimittel sicher in der Anwendung durch Patienten sind und wirken! Die Entlassung von Arzneimitteln aus der Verschreibungspflicht in die Selbstmedikation wird von einer Kommission ständig geprüft und ggf. kann es auch zur Rückausnahme kommen, wie bei Schmerzmitteln geschehen.
Sind verschreibungsfreie Arzneimittel wirkungslos?
Eindeutig: Nein! Dass ein Arzneimittel aus der Rezeptpflicht entlassen wird, erfolgt nicht wegen einer möglichen mangelnden Wirksamkeit, sondern aufgrund seines vorteilhaften Nutzens und seiner guten Verträglichkeit beim Einsatz des Arzneimittels ohne eine ärztliche Überwachung.
Was halten Ärzte von OTCs?
Ärzte wählen oft gezielt OTC-Präparate für die Therapie einer Krankheit aus, weil sie gut verträglich und wirksam sind.
Warum sollen rezeptfreie Arzneimittel unbedingt in der Apotheke verbleiben?
Arzneimittel bedürfen aus guten Gründen einer fachkundigen, persönlichen Beratung. Denn sie sind komplexe und besondere Produkte. Da ist zum anderen die Patientensicherheit: Auch bei rezeptfreien Arzneimitteln sind Wechsel- und Nebenwirkungen möglich, wenn auch meist schwächer als bei verordnungspflichtigen Präparaten. Die ausführliche Beratung durch den Apotheker und die Apothekenpflicht ist deshalb unabdingbar. Zum anderen ist natürlich die Auswahl des richtigen Arzneimittels für eine Erkrankung wichtig. Auch hier hilft die fachkundige, kostenlose Beratung in der Apotheke, das passende Präparat zu finden. Auch auf mögliche Fehler bei der Anwendung weist das Fachpersonal hin.
Warum brauchen Arzneimittel der Selbstmedikation Werbung?
Der Patient kümmert sich meist selbst darum, Hintergründe, Ursachen und Lösungen für seinen aktuellen Gesundheitszustand zu ermitteln. Die Kommunikation zu Arzneimitteln ist daher weniger Werbung als vielmehr eine wichtige Information und Entscheidungshilfe, warum ein Arzneimittel ein gutes Angebot für die individuelle Gesundung oder Gesunderhaltung sein kann. Am Ende entscheidet der Patient – im Idealfall gemeinsam mit seinem Arzt oder dem Apotheker – über die für ihn bestmögliche Therapie.
Woran wir arbeiten
Der Nutzen von rezeptfreien Arzneimitteln wird unterschätzt: Arzneimittel der Selbstmedikation haben ihren positiven Einfluss auf den Gesundheitszustand beziehungsweise die Krankheitssymptome nachgewiesen. Mit der Zulassung wurden Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit dokumentiert und behördlich überprüft und das Arzneimittel hat gezeigt, dass sein Nutzen höher ist, als das Risiko, es einzunehmen. Neben der externen Evidenz, welche die Datenlage in klinischen Studien widerspiegelt, ist auch die interne Evidenz, also die Erfahrungen der Patienten, Ärzte und Apotheker über den Nutzen eines Arzneimittels der Selbstmedikation eminent. Für die Selbstmedikation stehen nur solche Arzneistoffe zur Verfügung, für die schon jahrelange Erfahrungen vorliegen und nachdem der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht eine Empfehlung dazu ausgesprochen hat.
Wir wirken
Der BPI setzt sich seit fast 70 Jahren für einen sorgsamen Umgang mit verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamenten ein. Der Warnhinweis für die rezeptfreien Arzneimittel: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ stammt vom BPI – und ist bereits 30 Jahre alt.
Position
Der BPI hat sich erfolgreich für die Ausweitung der Satzungsleistungen der gesetzlichen Krankenkassen auf rezeptfreie, apothekenpflichtige Arzneimittel eingesetzt. Seit 2012 können die gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen ihrer Satzungsleistungen entscheiden, ob und in welchem Umfang sie OTC-Arzneimittel wieder in die Erstattung aufnehmen. Mehr als die Hälfte aller gesetzlichen Kassen bieten mittlerweile ihren Patienten eine Rückerstattung an.
Mit dem Wegfall der GKV-Erstattung der rezeptfreien Arzneimittel im Jahr 2004 konnten diese regelhaft nur noch für versicherte Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr und für Erwachsene in Ausnahmefällen bei schwerwiegenden Krankheiten auf dem Kassenrezept verordnet werden.
Der BPI macht sich dafür stark, dass vor allem Familien mit Kindern weiter entlastet werden: Die Erstattung für OTC-Arzneimittel muss für alle Kinder und Jugendliche bis zum Beginn der Volljährigkeit sichergestellt sein. Darüber hinaus sollte auch für Schwangere eine Erweiterung der gesetzlichen Erstattung für nicht verschreibungspflichtige, apothekenpflichtige Arzneimittel erfolgen.
Eine Übersicht, welche Krankenkasse OTC-Arzneimittel im Rahmen ihrer Satzungsleistungen erstatten, finden Sie hier.
Für einen guten Umgang mit den Arzneimitteln der Selbstmedikation ist neben dem Arzt die Apotheke vor Ort ein wesentlicher und niederschwelliger Anker und Anlaufpunkt. Es gilt daher auch künftig diese Strukturen zu erhalten.
Lesen Sie mehr in unserem Positionspapier „Selbstmedikation – Effiziente und sichere Gesundheitsversorgung“.
OTC-Daten
Präparate der Selbstmedikation sind ein wichtiger Bestandteil der Arzneimittelversorgung in Deutschland. Das zeigen auch die neuen OTC-Daten des BPI.
Um Informationen rund um dieses bedeutende Marktsegment für interessierte Leser besser zugänglich zu machen, einen breiten Überblick zu ermöglichen und die Bedeutung innerhalb der Pharmabranche aber auch für die deutsche Gesundheitsversorgung einordnen zu können, hat der BPI die Publikationsreihe OTC-Daten ins Leben gerufen.
Die Broschüre wird vom BPI kostenfrei abgegeben.
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13.05.2022 | weitere Publikationen
Satzungsleistungen und Kassenübersicht – Verschreibungsfreie Arzneimittel wieder in der Erstattung
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30.03.2022 | Pressemeldung
Selbstmedikationsmarkt bleibt weiterhin herausfordernd
Die „OTC-Daten 2022“ des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) zeigen: Aufgrund des anhaltenden Pandemiegeschehens erholt sich der Markt für die Selbstmedikation in Deutschland nur langsam. Fest steht, dass die COVID-19-Pandemie den OTC-Gesamtmarkt nicht mehr so stark belastet wie im Jahr 2020. Diese und weitere Erkenntnisse gehen aus der neuen Ausgabe „OTC-Daten 2022“ des BPI hervor. -
17.12.2021 | Ratgeber
Juck-Kratz-Teufelskreis unterbrechen – Tipps für die Selbstmedikation bei Neurodermitis
Trockene, rissige, gerötete Haut, die schuppt und juckt: Besonders für Menschen mit chronischen Hauterkrankungen können die kalten Wintermonate belastend sein. Rund 3,5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Neurodermitis. Wie nichtverschreibungspflichtige Arzneimittel in der Neurodermitis-Therapie helfen können, und wann man sie anwendet, erklärt Dr. Matthias Wilken, Apotheker beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI). -
07.10.2021 | Ratgeber
Alles Kopfsache: Haar- und Kopfhautprobleme richtig behandeln
Wenn der Kopf juckt, schuppt, spannt oder die Haare ausfallen, sind Viele erst einmal ratlos. Doch es gibt bewährte Therapien der Selbstmedikation, um Kopfhaut- und Haarausfall-Probleme zu bekämpfen. Anja Klauke, Expertin für Selbstmedikation beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), weiß, was hilft. -
19.08.2021 | Ratgeber
Mückenstiche: Mit Hitze gegen den Juckreiz
Summende Mücken am Ohr – Alarmglocken im Kopf. Stechen die unliebsamen Wegbegleiter des Sommers zu, folgt meist ein lästiger Juckreiz. Kratzen, kühlen, ignorieren – nur wenige Ansätze verschaffen nachhaltig Linderung. Die sogenannten thermischen Therapien versprechen, das zu ändern. Thomas Brückner, Apotheker beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), erklärt anlässlich des morgigen Welt-Moskito-Tages, wie kurzzeitige Hitze effektiv gegen juckende Mückenstiche helfen kann. -
23.07.2021 | Ratgeber
Endlich rauchfrei – wie Kaugummi, Pflaster & Co. das Aufhören erleichtern
Gute Vorsätze eingehalten? Oder noch Raucher mit dem Willen, das zu ändern? Für Aufhörwillige gibt es Kaugummis, Pflaster, Lutschpastillen, Tabletten, Sprays und Inhalatoren. Die Bandbreite an Nikotinersatzprodukten ist groß. Sie helfen, die unangenehmen Begleitbeschwerden des Rauchentzugs zu lindern. BPI-Experte Thomas Brückner erklärt, warum das Aufhören vielen schwer fällt, und was es bei Ersatzpräparaten zu beachten gibt. -
29.06.2021 | Pressemeldung
BPI fordert Grünes E-Rezept
Mit der Einführung des elektronischen Rezeptes (E-Rezept) in der Testregion Berlin-Brandenburg fordert der BPI auch die Umsetzung des Grünen E-Rezeptes. „Der Gesetzgeber hat es fest im Patientendatenschutzgesetz (PDSG) verankert“, sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen. „Ab 2022 müssen alle Praxen verpflichtend die elektronische Version des Roten Rezeptes ausstellen. Zeitgleich muss auch das Grüne E-Rezept an die Telematikinfrastruktur angebunden sein.“ -
03.06.2021 | Ratgeber
Wirkstoffe aus der Natur: Die Arzneipflanze Myrrhe
Beheimatet in Saudi-Arabien und Nordostafrika, ist sie für ihre antientzündliche und antimikrobielle Wirkung bekannt. Wissen Sie, um welche Arzneipflanze es sich handelt? Die Rede ist von der Myrrhe – der diesjährigen „Arzneipflanze des Jahres“. Pflanzliche Arzneimittel sind im Bereich der Selbstmedikation eine wichtige Säule der Therapievielfalt. Doch welche besonderen Eigenschaften besitzt die „Echte Myrrhe“ genau und wie wirken ihre Extrakte? -
28.04.2021 | Pressemeldung
Hersteller unter Druck: OTC-Gesamtmarkt entwickelt sich pandemiebedingt negativ
Die Pandemie wirkt sich auf die OTC-Branche aus: Für das Jahr 2020 zeigen die Absatz- und Umsatzentwicklungen deutlich nach unten. Und es gibt Verschiebungen: Tendenziell profitiert der Versandhandel von der Krise, während die Apotheken vor Ort Einbußen verzeichnen. Diese und weitere Erkenntnisse gehen aus dem neuen Überblickswerk „OTC-Daten 2021“ des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) hervor. -
21.04.2021 | Ratgeber
Hauterkrankungen & Co. – Kortison richtig anwenden
Sonnenbrand, geschwollener Mückenstich, juckendes Ekzem – Kortison kann Schwellungen, Rötungen und Juckreiz wirksam lindern. „Leichtere Hautprobleme lassen sich oft mit verschreibungsfreien niedrig dosierten Kortisonpräparaten aus der Apotheke gut behandeln“, erklärt Dr. Matthias Wilken, Apotheker beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Bei schwereren Hauterkrankungen verschreibt der Arzt oftmals höher dosiertes Kortison. „In jedem Fall ist bei kortisonhaltigen Präparaten einiges zu beachten, damit sie richtig wirken können“, betont der Apotheker.