Umwelt
Wirksame Arzneimittel haben den Patienten im Fokus und die Umwelt im Blick.
Fakt
80 bis 95 Prozent der Arzneimittel-Rückstände gelangen durch Ausscheidungen der Menschen ins Wasser.
Aktuelles
Für Arzneimittel beim Menschen besteht die Vorgabe, die Umweltverträglichkeit im Rahmen der Zulassung zu prüfen. Die Daten zur Bewertung möglicher Umweltrisiken dienen dazu, bei potentiellen Gefährdungen Vorsichtsmaßnahmen und Entsorgungshinweise in die Produktinformation aufzunehmen. Derzeit werden in der „Spurenstoffstrategie des Bundes“ weitere Maßnahmen entwickelt, die zur Reduktion der Spurenstoffe in die Gewässer beitragen.
Wissenswertes
Wie kommen Arzneimittel in die Umwelt? 80 bis 95 Prozent durch die Toilette: Wirkstoffe von Arzneimitteln wandern durch den Körper, bekämpfen dort die Krankheit und werden dann in Resten unverändert ausgeschieden. Viele Patienten kippen zudem ihre Medikamente in den Ausguss oder die Toilette – wo sie nicht hingehören!
Welche Arzneimittel sind in der Umwelt zu finden? Neue und genaue Analyseverfahren haben Spuren von unter anderem Östrogenen, Schmerzmittel, Antibiotika und Betablockern gefunden.
Wie gefährlich sind Arzneimittel etwa im Wasser? Die Spuren der aufgefundenen Arzneimittel waren weit unterhalb der therapeutischen Dosis. Dass das Trinken von Wasser bei dieser extrem geringen Konzentrationen gesundheitsschädlich sein könnte, ist daher eher unwahrscheinlich. Ein Erwachsener müsste 1 Milliarde Liter Rheinwasser trinken, um die Wirkung einer Aspirin-Tablette zu erreichen.
Was kann jeder einzelne tun, damit Arzneimittel möglichst nicht in die Umwelt gelangen? Erstens: Arzneimittel nur dann einsetzen, wenn sie wirklich gebraucht werden.
Zweitens: Arzneimittel richtig, wie es in der Packungsbeilage beschrieben steht, anwenden. Bevor man zum Beispiel eine Salbe anwendet, lohnt es sich kurz nachzudenken, was man in den nächsten 15 Minuten danach tun möchte. Stehen Duschen oder Baden auf dem Plan, sollten Sie lieber kurz warten und erst danach cremen. Sonst ist die Creme noch nicht vollständig eingezogen und der Wirkstoff wird abgewaschen.
Drittens: Arzneimittel richtig entsorgen. Medikamente dürfen auf keinen Fall in der Toilette oder Spüle entsorgt werden, da sie so die Umwelt belasten können. Abgelaufene oder übrig gebliebenen Medikamente entsorgen Sie einfach im normalen Hausmüll. Das ist sicher und simpel. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, alte Medikamente zur Schadstoffsammelstelle der örtlichen Müllabfuhr zu bringen. Informationen hierzu finden Sie auf www.arzneimittelentsorgung.de.
Stand der Dinge
Im Wasser befinden sich verschiedenste Spurenstoffe, also Stoffe in sehr geringer Konzentration. Spurenstoffe stammen aus unterschiedlichsten Bereichen – angefangen bei Duschpflegeprodukten über Waschmittel bis hin zu Arzneimitteln und Bioziden. Immer bessere Analyseverfahren machen Spurenstoffe im Wasser sichtbar. Spurenstoffe aus Arzneimitteln sind nicht ungefährlich, aber selten. Selbst wenn man sein Leben lang Leitungswasser tränke, käme man rechnerisch im Laufe von etwa 70 Jahren nur auf eine Menge, die einer „Tagesdosis" der meisten Medikamente entspräche.
Woran wir arbeiten
Die Spurenstoffe aus Arzneimitteln im Wasser ganz wegzukriegen, ist noch nicht möglich. Denn ein Medikament, das eine Krankheit wirksam behandelt und sich gleichzeitig vollständig im Abwasser abbaut, wurde noch nicht gefunden. Die BPI Mitgliedsunternehmen gehen daher andere Wege und forschen und entwickeln
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bewährte Wirkstoffe weiter, damit sie gezielter wirken. Neue Darreichungsformen, wie etwa Retardkapsel oder Wirkstoffpflaster, tragen dazu bei.
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innovative Medikamente, die die Krankheit genau dort bekämpfen, wo sie Schaden anrichtet. Die sogenannte personalisierte Medizin ist auf den Patienten passgenau zugeschnitten und zielt effektiver gegen eine Krankheit.
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neue Medikamente in Kulturen von Mikroorganismen (z. B. Bakterien oder Hefepilzen) oder in Säugetierzellen (z. B. Chinesische Hamsterzellen). Diese sogenannten Biopharmazeutika enthalten Protein-basierte Wirkstoffe und sind von der Umwelt gut abbaubar.
Wir wirken
Der Schutz der Umwelt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Die pharmazeutische Industrie trägt hier ihre Verantwortung. Der BPI macht sich deshalb in einer Vielzahl von Initiativen für die Minderung des Spurenstoffeintrags stark.
Auf Bundesebene ist die pharmazeutische Industrie Mitglied beim Stakeholder-Dialog „Spurenstoffstrategie des Bundes“ aktiv und engagiert sich im nationalen Wasserdialog.
Position
Der BPI setzt sich für einen bewussteren Umgang, eine sachgerechte Anwendung und die korrekte Entsorgung von Arzneimitteln ein, um die Belastung von Gewässern durch sogenannte Spurenstoffe zu verringern. Künftige Umweltstrategien dürfen kein Hindernis für die Forschung, Zulassung und Aufrechterhaltung der Zulassung eines Arzneimittels darstellen. Und sie dürfen die Therapietreue des Patienten nicht gefährden.
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26.10.2022 | Pressemeldung
Kommunalabwasserrichtlinie: Einseitige Belastung der Arzneimittel-Hersteller wäre verfassungswidrig
Eine Sonderabgabe für Arzneimittel-Hersteller zur Finanzierung einer vierten Reinigungsstufe für Kläranlagen wäre verfassungswidrig. Das stellt ein Gutachten des Bonner Verfassungsrechtlers Prof. Udo Di Fabio klar. Zudem hätte eine solch einseitige Belastung negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung. Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH), der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Pro Generika und der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) kritisieren daher die Pläne der Europäischen Kommission zur Überarbeitung der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser, die heute vorgestellt wurden. Pharmazeutische Unternehmen sollen über eine Umweltsonderabgabe verpflichtet werden, die Kosten für eine notwendige vierte Reinigungsstufe für Kläranlagen zu tragen. -
22.03.2022 | Ratgeber
Erst wischen, dann waschen: Diclofenac-Präparate richtig anwenden
Erst wischen, dann waschen: Nach dem Auftragen einer wirkstoffhaltigen Salbe gilt es, die Hände gründlich mit einem Papiertuch abzuwischen. Erst dann sollten Sie sich die Hände waschen. Denn viele Schmerz- und Rheumamittel enthalten den Wirkstoff Diclofenac. Eine sachgerechte Entsorgung kann die Umwelt nachweislich entlasten. Dr. Boris Thurisch, Geschäftsfeldleiter Umwelt und Nachhaltigkeit beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) erklärt, was es zu beachten gilt. -
05.06.2019
Nur jeder Siebte entsorgt Arzneimittel richtig
Umwelt- und Klimaschutz geht alle an. Aber nur 15 Prozent der Verbraucher entsorgen ihre Medikamente richtig. Der BPI-Themendienst „Umwelt“ gibt Tipps zur richtigen Entsorgung, fragt bei Experten nach, wie gefährlich Spuren von Medikamentenwirkstoffen für Mensch, Tier und Pflanze sind und erklärt, warum es so schwer ist, den unnötigen Eintrag von Arzneistoffen ins Wasser zu reduzieren, ohne die Wirksamkeit von Medikamenten zu beeinträchtigen. -
02.04.2019 | Gute Nachricht
Gut für die Patienten und besser für die Umwelt
Ob gezielter wirkende Tabletten, intelligente Dosier-Geräte oder gut abbaubare Biopharmazeutika: Die pharmazeutische Industrie arbeitet in unterschiedlichen Bereichen an umweltverträglicheren Arzneimitteln. Bessere Therapien und treffsichere Wirkstoffe führen zu weniger Belastungen für die Umwelt – gute Nachrichten für Patienten und Umwelt. -
21.03.2019 | Ratgeber
Flüssige Arzneimittel nie in der Spüle oder Toilette entsorgen
Ist die Milch schlecht, kippt der umweltbewusste Verbraucher sie in die Spüle und schmeißt die Verpackung in die gelbe Tonne oder das Glas in den Altglas-Container. Doch bei Arzneimitteln sollten Sie umdenken! Denn was sonst richtig ist, schadet bei abgelaufenen flüssigen Arzneimitteln wie Sirup, Tinkturen oder Säften, der Umwelt. Zum Weltwassertag erklärt Britta Ginnow, Arzneimittelexpertin beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), die richtige Entsorgung. -
19.03.2019 | Pressemeldung
Spurenstoffdialog: Ausgewogene Maßnamen nutzen Umwelt und Patienten
Mit geeigneten Maßnahmen lässt sich der Eintrag von Spurenstoffen ins Gewässer vermindern. Ein Ergebnispapier mit entsprechenden Empfehlungen für eine „Spurenstoffstrategie des Bundes“ haben Experten von Wasserwirtschaft, Kommunen, Bundesländern, Zivilgesellschaft, Industrie und Anwendern in einem Stakeholder-Dialog erarbeitet und heute dem Bundesministerium für Umwelt übergeben. Die Pharmaverbände BAH, BPI, Pro Generika und vfa haben daran mitgewirkt. -
19.11.2018 | Ratgeber
Welttoilettentag: Arzneimittel umweltschonend entsorgen
Im Abwasser haben abgelaufene Medikamente oder angebrochene Arzneimittelpackungen nichts verloren. Am Welttoilettentag weist der BPI auf den umweltschonenden Umgang mit dem Örtchen hin.